Die Deutsche Post wird die Corona-Krise auch dank eines rasant wachsenden Paket-Geschäfts Konzernchef Frank Appel zufolge ohne Schrammen überstehen.

"Unser Geschäftsmodell ist extrem robust", sagte Appel am Mittwochabend im Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten (ICFW): "Wir werden diese Krise extrem stabil durchwandern." Dabei hilft dem Bonner Konzern auch, dass in der Krise immer mehr Verbraucher ihre Einkäufe über das Internet erledigen. Er sehe eine deutliche Steigerung im Paketgeschäft, die Post werde beim Volumenwachstum in ihrem deutschen Heimatmarkt ihre ursprüngliche Annahme eines Zuwachses von fünf Prozent wohl übertreffen: "Wir sehen höhere Volumina als das, was wir ursprünglich gesagt haben." Die Post gewinne neue Kunden und senke damit auch die Abhängigkeit vom Online-Riesen Amazon. In der Vergangenheit hatte sie rund sechs Prozent ihres Paket-Umsatzes in Deutschland mit dem US-Giganten eingefahren, weltweit sind es rund zwei Prozent.

Appel sieht sich die Post mit ihrem breiten Angebot von Expresslieferungen über Luft- und Seefrachttransport bis hin zu Brief und Paket gut aufgestellt: "Die Diversität, die in der Vergangenheit teilweise kritisiert worden ist, bewahrheitet sich jetzt als enorme Stärke." Gleichwohl hatte die Pandemie und das Aus für den Elektro-Transporter StreetScooter im ersten Quartal den Gewinn einbrechen lassen. Der Konzern kippte Anfang April seine Prognose für 2020 - auch Konkurrenten wie FedEx oder UPS hatten ihre Prognosen über Bord geworfen.

Der Ausbruch der Corona-Pandemie und das Herunterfahren ganzer Volkswirtschaften rund um den Globus zu ihrer Eindämmung hatte auch die Logistik-Branche getroffen. Appel erwartet aber nicht, dass die Krise die Globalisierung stoppen und Liederketten dauerhaft verändern wird. "Die Globalisierung ist die Lösung" betonte er. Die Verbraucher seien aus seiner Sicht auch nicht bereit, "20 Prozent mehr für ein Smartphone zu zahlen, weil die Lieferketten lokaler sind".

Auswirkungen hat die Pandemie auch auf das Luftfracht-Geschäft der Logistiker - es fliegen kaum noch Passagierflugzeuge. Doch diese transportieren neben Reisenden auch Fracht. In der zweiten Jahreshälfte werde es etwa weit weniger Interkontinentalflüge geben als in der Vergangenheit, sagte Appel: "Wir werden im zweiten Halbjahr eine massive Verknappung der Luftftracht-Kapazitäten sehen und deshalb höhere Preise." Für die Post sei das aber ein Vorteil, sie betreibe allein 250 Cargo-Flugzeuge in ihrer Express-Sparte - und habe damit einen besseren Zuggriff auf Flugzeuge als ihre Wettbewerber. Um der Knappheit zu begegnen, würden in der Branche auch verstärkt Passagier-Flugzeuge als Fracht-Maschinen genutzt: "Wir werden sicherlich sehen, dass mehr Passagier-Maschinen konvertiert werden zu Cargo-Maschinen."

"Die relativ stärkeren werden relativ stärker aus dieser Krise hervorgehen", bilanzierte Appel: "Unsere Position hat sich relativ im Markt verbessert."