Genf (awp) - Der Warenprüf- und Inspektionskonzern SGS hat sich im Coronajahr 2020 überraschend gut aus der Affäre gezogen. Zwar haben auch die Genfer im Vergleich zum Vorjahr weniger umgesetzt. Dank strikter Sparmassnahmen konnte SGS aber die Marge verteidigen. Neue Ziele werden erst im Mai kommuniziert.

Die in vielen Ländern zur Eindämmung der Corona-Pandemie ergriffenen Massnahmen haben auch das Geschäft von SGS ausgebremst. Der Umsatz schrumpfte laut einer Mitteilung vom Donnerstag um 15 Prozent auf 5,60 Milliarden Franken. Um Zu- und Verkäufe sowie Währungseinflüsse bereinigt verblieb ein Minus von 6,5 Prozent.

Die Geschäftslage habe sich aber im zweiten Halbjahr spürbar aufgehellt, erklärte der Konzern. Nachdem in den ersten sechs Monaten noch ein organisches Umsatzminus von gut 10 Prozent resultierte, fielen die Einnahmen in der zweiten Jahreshälfte nur noch um 3 Prozent zurück.

Besonders stark kamen im vergangenen Jahr die Umsätze in den Bereichen Industrie (org. -15%), Governments & Institutions und Zertifikationen & Business Enhancement (je -12%) unter Druck. Letzterer litt etwa unter den Corona-Restriktionen und den dadurch entgangenen oder verschobenen Aufträgen. Bei den staatlichen Aufträgen gab es unter anderem einen Rückgang im Geschäft mit Fahrzeuginspektionen.

Hingegen gelang im Consumer & Retail-Geschäft und in der Agri, Food & Life-Sparte dank kräftiger Erholung in der zweiten Jahreshälfte je eine leichte Umsatzsteigerung. Wachstum verzeichnete SGS dabei beim Prüfen von Schutzausrüstung wie Hygienemasken, die seit Ausbruch der Corona-Pandemie rund um den Globus gefragt sind.

Marge gehalten

Als Folge der tieferen Umsätze verschlechterten sich auch die Gewinnzahlen: Der um Sonderkosten bereinigte Betriebsgewinn (adjustierter EBIT) brach wie der Umsatz um 15 Prozent auf 900 Millionen Franken ein. Und unter dem Strich steht ein 28 Prozent tieferer Reingewinn von unbereinigten 505 Millionen Franken.

Immerhin konnte SGS die EBIT-Marge zum Vorjahr bei unverändert 16,1 Prozent halten. Dazu beigetragen hätten die im Zuge der Pandemie eingeleiteten Sparmassnahmen, erklärte SGS. Insgesamt hätten Einsparungen und Effizienzverbesserungen die Marge mit rund 20 Basispunkten gestützt.

Trotz Gewinnrückgang hält SGS das Dividendenversprechen. Den Aktionären sollen wie im Vorjahr 80 Franken je Titel ausbezahlt werden und auch künftig wolle man mindestens so viel ausschütten. Als Quelle dafür dient der um 13 Prozent auf 758 Millionen Franken gesteigerte freie Cash Flow.

Noch keine Guidance

Mit Blick nach vorn bleibt SGS vage: Die Gruppe strebe ein "solides" Umsatzwachstum an und werde sich von den Folgen der Corona-Pandemie erholen. Dabei werde man auch weiterhin nach Zukäufen Ausschau halten und die Margen steigern. Die Details zur Strategie für die kommenden Jahre wird das Management im Mai an einer Investorenkonferenz erläutern.

Klar ist, dass SGS die Organisation effizienter gestaltet und die Zahl der Divisionen von heute acht auf fünf eindampft. Damit will der Konzern den Megatrends am Markt besser Rechnung tragen.

Viel verspricht sich CEO Frankie Ng von der im November angekündigten Übernahme der Testdienstleistungen der Münchner Synlab-Gruppe. Damit werde das Geschäft im Prüfgeschäft mit Umwelt- und Lebensmitteltests in Europa gestärkt.

An der Börse gibt es von den Anlegern für SGS vor allem für die höher als erwartet ausgefallene Marge und die unveränderte Dividende Applaus. In einem schwachen Gesamtmarkt (SMI: -1%) rücken SGS am Mittag um ein gutes halbes Prozent vor.

mk/ra