Der Vorstand und die Großaktionärin Friede Springer sprächen mit der Private-Equity-Gesellschaft über eine strategische Beteiligung, teilte Springer am Mittwochabend mit und bestätigte damit einen Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg. Nach dem derzeitigen Stand der Verhandlungen wolle KKR allen Aktionären mit Ausnahme von Friede Springer und dem Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner ihre Anteile abkaufen. Axel Springer ist an der Börse 4,9 Milliarden Euro wert.

Die Witwe des Verlegers Axel Springer und ihr langjähriger Vertrauter Döpfner halten zusammen 45,4 Prozent am Konzern und wollen ihre Anteile behalten. Die übrigen Anteile, die an KKR gehen könnten, sind an der Börse 2,66 Milliarden Euro wert. Die Familie des "Bild"- und "Welt"-Gründers Axel Springer hält eine Mehrheit an dem börsennotierten Konzern. Was Springers Enkel Axel Sven und Ariane Melanie mit ihren Anteilspaketen von zusammen 9,8 Prozent vorhaben, teilte das Unternehmen nicht mit.

"Mit der Sondierung dieser Transaktion verfolgt der Vorstand seine Wachstumsstrategie zur langfristigen Steigerung des Unternehmenswertes", hieß es in der Mitteilung. Döpfner baut den Konzern gerade vom Zeitungshaus zu einem Internet-Unternehmen um, das aber seine journalistischen Wurzeln behalten soll. Neben der Boulevardzeitung "Bild" betreibt Springer auch Journalismus im Internet sowie Job-, Immobilien- und Autoportale. Ob es zum Einstieg von KKR komme, sei aber noch offen. "Insbesondere ist die rechtliche, steuerliche und finanzielle Machbarkeit noch im Einzelnen zu prüfen", warnte der Vorstand.

Laut Bloomberg prüft KKR, das Unternehmen nach einer Übernahme von der Börse zu nehmen. Bei Finanzinvestoren ist das üblich, um ohne Rücksicht auf andere Aktionäre durchgreifen zu können. KKR hat bereits Erfahrung im deutschen Mediensektor. Von 2006 bis 2013 war die Beteiligungsfirma an der Fernsehsender-Kette ProSiebenSat.1 beteiligt und stieg mit Gewinn wieder aus. Zusammen mit dem Medienmanager Fred Kogel baut KKR seit Anfang des Jahres zudem rund um Tele München eine unabhängige Fernseh- und Film-Produktions- und Vertriebsfirma in Deutschland auf. Auch am Springer-Firmensitz in Berlin tummelte sich KKR zuletzt: Mit einer Finanzspritze versuchte der Investor dem Fußball-Bundesligisten Hertha BSC auf die Sprünge zu helfen, stieg aber 2018 wieder aus.

Friede Springer hat vor kurzem ihre Machtposition im Konzern gestärkt. Die Verlegerwitwe übernahm die alleinige Kontrolle über die Axel Springer Gesellschaft für Publizistik, bei der 37,5 Prozent der Aktien liegen. Pläne, die börsennotierte Axel Springer SE in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) umzuwandeln und sie damit für Investoren zu öffnen, ohne die Macht abzugeben, hatte Friede Springer wieder begraben. Zuletzt drückten Investitionen in die Digitalisierung das Ergebnis. Der operative Gewinn (Ebitda) fiel im ersten Quartal um 2,5 Prozent auf 167 Millionen Euro. Der Umsatz bröckelte auf 772 Millionen Euro.