Vernier (awp) - Der Aromen- und Duftstoffhersteller Givaudan ist auch 2019 gewachsen. Im Schlussquartal verloren die Genfer allerdings unerwartet deutlich an Schwung und die Profitabilität hielt nicht ganz mit dem Umsatz Schritt. Der Rückgang ist allerdings auf eine Auftragsverzögerung eines einzelnen US-Grosskunden zurückzuführen.

Konkret stieg der Umsatz 2019 um 12 Prozent auf 6,20 Milliarden Franken. Dabei half nicht zuletzt der Kauf der Firma Naturex und diverse andere kleinere Akquisitionen. Um Zukäufe und Währungseffekte bereinigt wuchs Givaudan nur halb so schnell (+5,8%).

Im vierten Quartal lag das organische Wachstum damit lediglich bei 4,0 Prozent. Für die Monate Januar bis September hatte Givaudan noch ein Wachstum von 6,4 Prozent ausgewiesen. Analysten hatten diese Verlangsamung nicht erwartet.

Givaudan-Chef Gilles Andrier führt den Umsatzrückgang im Schlussquartal allerdings fast ausschliesslich auf einen US-Grosskunden zurück. Es habe bei dem betreffenden Kunden aus der Luxusparfümerie eine Verzögerung beim einem Grossauftrag gegeben, der nun im ersten Quartal 2020 verbucht werde, so der CEO an der Telefonkonferenz zu den Jahreszahlen.

So verlor die Luxusparfümerie 2019 denn auch deutlich an Schwung. Während im starken Vorjahr das Geschäft mit plus 11 Prozent noch den stärksten organischen Zuwachs im Riechstoff-Segment verzeichnet hatte, waren es 2019 lediglich 5 Prozent.

Rohstoffkosten und Akquisitionen

Auch auf Gewinnebene lieferten die Genfer nicht so viel ab, wie Experten erwartet hatten. Der Betriebsgewinn EBITDA stieg mit plus 11,4 Prozent auf 1,28 Milliarden Franken etwas weniger als der Umsatz; entsprechend ging die Marge leicht auf 20,6 Prozent zurück. Das lag an höheren Rohstoffkosten und den akquirierten Firmen.

In den letzten zwei Jahren stellte Givaudan einen Anstieg der eigenen Rohstoffkosten um 200 Millionen Franken fest, erklärte Konzernchef Gilles Andrier am Freitag im Gespräch mit AWP. Es sei dem Konzern zwar gelungen, diese Belastung via höhere Verkaufspreise an die Kunden weiterzureichen - auf die Profitabilität wirkte sich der Effekt dennoch negativ aus. Das Problem dürfte aber der Vergangenheit angehören: Andrier rechnet in 2020 mit stabilen Rohstoffpreisen.

Zudem hinkt die Marge der im September übernommen Firma Naturex hinter jener der gesamten Gruppe noch hinterher. Andrier will nun die Profitabilität aller zuletzt erworbenen Unternehmen auf "Givaudan-Niveau" bringen.

Am Ende stand ein Gewinn von Gewinn 702 Millionen (+6,0%). Und den Aktionären winkt eine um zwei auf 62 Franken erhöhte Dividende. Seit dem Börsengang im Jahr 2000 ist dies die 19. Erhöhung in Folge.

Neue Ziele im August

Der Givaudan-Chef sieht sein Unternehmen auf Kurs: Die Synergien des Sparplans kommen wie geplant rein. Im letzten Jahr des fünfjährigen Planzyklus liege der Fokus nun auf der Integration der übernommenen Firmen. CEO Andrier schliesst weitere Übernahmen aber nicht aus - wenngleich er derzeit keine konkrete Ziele auf dem Tisch liegen hat.

Die Mittelfristziele bis 2020 wurden wie erwartet bestätigt. Da sich der Zyklus nun jedoch im letzten Jahr befindet, wollen die Genfer am Investoren-Tag im August neue Mittelfristziele bekanntgeben.

Negative Reaktion an der Börse

Die Aktie gab in einer ersten Reaktion um bis zu 2,4 Prozent nach, erholte sich dann aber kontinuierlich und verzeichnete zum Handelsende ein Plus von 2,0 Prozent.

In Analystenkreise wird allgemeinen, trotz der stärker als erwartet ausgefallenen Verlangsamung im Schlussquartal, eine weiterhin solide Entwicklung erwartet. Mit Blick auf das weitere Kurspotenzial gehen die Experten-Urteile dann aber auseinander. Während die einen weiter für einen Kauf der Titel argumentieren, raten andere dazu, diese abzustossen.

jl/ra