SAP-Aufsichtsratschef Hasso Plattner will sich bei der Suche nach einem Nachfolger nicht hetzen lassen.

"Wir werden uns die Zeit nehmen, die wir brauchen, und nicht künstlich unter Druck setzen lassen", sagte der 76-Jährige am Mittwoch in einem Grußwort an die SAP-Aktionäre bei der Hauptversammlung, die wegen der Corona-Krise nur im Internet übertragen wurde. Der SAP-Mitgründer, der in seiner Wahlheimat Kalifornien geblieben war, kündigte an, er werde sich noch in der laufenden Amtszeit um einen Nachfolger kümmern. Ob er sein 2022 auslaufendes Mandat im Aufsichtsrat - wie in einem Zeitungsinterview angedeutet - auch verlängern würde, verriet er nicht. Plattner hatte SAP 1972 zusammen mit vier anderen IT-Spezialisten gegründet und ist seit 17 Jahren Aufsichtsratschef.

Während der weltgrößte Anbieter von Unternehmenssoftware an der Spitze des Aufsichtsrats auf Kontinuität setzt, machte er zuletzt mit zahlreichen Wechseln im Vorstand Schlagzeilen. Seit Herbst haben der langjährige Vorstandschef Bill McDermott, SAP-Urgestein Michael Kleinemeier, Personalchef Stefan Ries und auch die zwischenzeitliche Co-Chefin Jennifer Morgan das Unternehmen verlassen. Damit schrumpfte der Vorstand auf fünf Mitglieder - für Aktionärsvertreter wie Ingo Speich vom Wertpapierhaus Deka zu wenig für einen Konzern dieser Größe.

Aufsichtsrätin Friederike Rotsch, die das Aktionärstreffen anstelle von Plattner leitete, betonte: "Wir planen mit Ausnahme des Personalvorstands keine Erweiterung des Vorstands." Die Nachfolge von Personalchef Ries, der Ende Mai geht, ist offen. Christian Klein, mit 40 Jahren jüngster Chef eines Dax-Konzerns, bezeichnete den Vorstand als "stark aufgestellt".

Um den wichtigen US-Markt nach Morgans Weggang nicht aus den Augen zu verlieren, versprach er eine hohe Präsenz vor Ort, wenn die Reisebeschränkungen nach der Corona-Krise aufgehoben werden. Zugleich kündigte Klein an: "Wir möchten im Jahr 2022 30 Prozent Frauen in Führungspositionen sehen". Derzeit seien es 27 Prozent. Im Vorstand ist Vertriebschefin Adaire Fox-Martin aber das einzige weibliche Mitglied.

BIS ZU 34,5 MILLIONEN FÜR DEN VORSTANDSCHEF

Finanzchef Luka Mucic, mit sechs Jahren Amtszeit inzwischen der dienstälteste Vorstand, versprach den Aktionären angesichts solider Ergebnisse auch in der Corona-Krise eine "unveränderte Dividendenpolitik". Für 2019 zahlt Europas wertvollster Technologiekonzern 1,58 Euro je Aktie, acht Cent mehr als im Vorjahr. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sprach von einer "sensationellen" Ausschüttungsquote von 56 Prozent. Zudem hatte der Walldorfer Dax-Konzern im ersten Quartal Aktien für rund 1,5 Milliarden Euro zurückgekauft.

Kritik von Aktionärsvertretern gab es am Vergütungssystem für den Vorstand. Eine Maximalvergütung von 34,5 Millionen Euro für den Vorstandssprecher sei "nicht akzeptabel", sagte Deka-Sprecher Speich. Der langjährige Firmenchef McDermott führte mehrmals die Liste der am besten verdienenden Dax-Chefs an. SAP verteidigte die Vergütungen mit dem Blick auf die US-Konkurrenz, mit der man sich messen müsse.