Frankfurt (Reuters) - Lufthansa-Großaktionär Heinz Hermann Thiele fürchtet ein Scheitern der Sanierungsverhandlungen mit den Gewerkschaften und will daher den Bund als Vermittler.

Denn ohne Sanierung steige kaum ein privater Investor bei der durch die Viruskrise gebeutelten Lufthansa ein und die Bundesregierung müsse gegebenenfalls Geld nachschießen, sagte Thiele laut Vorabbericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Dienstagsausgabe). "Daher halte ich es für sinnvoll, dass der Bund eine Vermittlerrolle im Streit zwischen dem Vorstand der Lufthansa und den Gewerkschaften übernimmt. Die Chance auf eine Einigung würde dadurch deutlich steigen."

Thiele, der nach dem Einstieg des Bundes mit einem neun Milliarden Euro schweren Rettungspaket noch rund zwölf Prozent an der Fluggesellschaft hält, warnt angesichts der stockenden Sanierungsverhandlungen vor harten Einschnitten und einem weiteren Stellenabbau. "Wenn es nicht kurzfristig zu einer substantiellen Annäherung der Positionen der Tarifpartner kommt, ist die geplante Sanierung mit den zur Verfügung stehenden Mitteln nicht zu machen", sagte er. "Die Lufthansa wird dadurch gezwungen, die nicht mehr zeitgemäßen Tarifvereinbarungen zu kündigen, um dann unmittelbar Kündigungen im großen Stil aussprechen zu können." Thiele zufolge könnte sich der Abbau in Richtung von 30.000 Vollzeitstellen bewegen.

Die schwer von der Corona-Krise getroffene Lufthansa steht wie alle Fluggesellschaften unter großem Druck, Kosten zu senken und Personal abzubauen. Vereinbarungen mit den Gewerkschaften über Tarifabsenkungen und freiwilliges Ausscheiden könnten helfen, Massenentlassungen zu vermeiden. Die Lufthansa hatte die Verhandlungen mit Verdi Mitte August abgebrochen und bereitet Kündigungen vor. Laut "FAZ" soll es in den kommenden Tagen abermals Verhandlungen mit Verdi geben, auch mit der Piloten-Gewerkschaft Cockpit würden Gespräche geführt.

Der Luftfahrt-Konzern hatte ursprünglich 20 Prozent Einsparungen bei den Personalkosten für die Bodenbeschäftigten in Deutschland gefordert. Zudem sieht die Lufthansa mittlerweile auf Dauer für 27.000 Mitarbeiter - und damit für rund 5000 Beschäftigte mehr als zu Beginn der Krise angenommen - keine Arbeit mehr.