Konzernschef Herbert Diess schrieb am Freitag auf dem Karrierenetzwerk Linkedin, er habe schon mehreren Interessenten abgesagt, die die alten Kohleblöcke im Stammwerk in Wolfsburg kaufen und anderswo in der Welt wieder aufbauen wollten. Er nannte es "Energiewende paradox", wenn Volkswagen seine beiden Kohlekraftwerke durch Gas-Turbinen ersetze und 300 Kilometer westlich in Datteln am Rande des Ruhrgebiets für 1,5 Milliarden Euro zugleich ein großes neues Kohlekraftwerk ans Netz gehen solle.

"Wenn Deutschland beim Kohleausstieg nicht vorangeht, können wir es auch von anderen nicht erwarten", betonte Diess. Sieben der zehn größten CO2-Emittenten in Europa seien deutsche Kohlekraftwerke. Das Ausstiegsdatum 2038 bezeichnete er als mutlos. Ohne saubere Energie sei auch keine saubere Mobilität möglich. "Denn Elektroautos sind nur so sauber wie der Strom, den sie laden." Weltweit seien derzeit weit über 1000 neue Kohlekraftwerke in Bau oder Planung. "Wenn sie alle ans Netz gehen, verpassen wir nicht nur das Pariser Klimaziel von 1,5 Grad. Wir überschreiten sogar die 2-Grad-Marke bei weitem. Die Erderwärmung würde sich unumkehrbar immer weiter fortsetzen", mahnte der Konzernchef.

Volkswagen investiert viele Milliarden Euro in den Umbau zu einem Anbieter klimaschonender Mobilität und hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2050 klimaneutral zu sein. Bis dahin soll der Ausstoß an klimaschädlichem Kohlendioxid stufenweise gesenkt werden. Die Wolfsburger hatten nach dem Dieselskandal vor vier Jahren die Flucht nach vorn ergriffen und setzen in Zukunft voll auf Elektromobilität. Bezahlt werden die hohen Investitionen allerdings weiter durch den Verkauf von Autos mit Verbrennungsmotoren, die aber auch immer sauberer werden.