Die Arbeitnehmervertretung warf Diess vor, sich nicht auf einer Betriebsversammlung den Fragen der Belegschaft des Wolfsburger Autowerks zu stellen, sondern lieber mit Investoren in den USA zu sprechen. "Dieses Verhalten ist beispiellos in der Geschichte unseres Konzerns und zeigt einmal mehr, dass der Konzernvorstandsvorsitzende selbst in dieser Krise weder Empathie noch Gespür für die Situation der Belegschaft hat", erklärte Betriebsratschefin Daniela Cavallo. Diess hat für Donnerstag zu einer Veranstaltung in Wolfsburg eingeladen, um die Belegschaft über die Transformation zu informieren.

Seine Abwesenheit während einer vom Betriebsrat am 4. November angesetzten Betriebsversammlung begründete ein Sprecher mit einer USA-Reise, wo Diess sich mit Investoren, Politikern und Mitarbeitern treffen wolle. Der Besuch sei schon länger angesetzt und könne nicht kurzfristig abgesagt werden. Cavallo, die im Mai den langjährigen Betriebsratsvorsitzenden Bernd Osterloh abgelöst hatte, hielt Diess vor, sich den Antworten vor versammelter Belegschaft zu entziehen und stattdessen eine Dialogveranstaltung nach eigenem Drehbuch anzusetzen. "Diese Provokation zeigt uns, dass Herr Diess weiterhin keinerlei Interesse an einer konstruktiven Zusammenarbeit hat." Der Konzernchef solle seine persönliche Profilierung über die Medien beenden und "gefälligst" am 4. November die Fragen der durch Kurzarbeit als Folge der Chipkrise verunsicherten Belegschaft beantworten. An seiner Stelle solle Finanzchef Arno Antlitz in die USA reisen.

Der Streit dürfte auch Thema im Aufsichtsrat werden. Das Kontrollgremium will heute über die Investitionen der nächsten Jahre beraten. Dabei dürfte es auch um die Auslastung des Wolfsburger Stammwerks gehen. Am 12. November sollen die Ausgaben für den kommenden Fünf-Jahreszeitraum beschlossen werden.