Zug (awp) - Holcim geht mit Schwung ins letzte Jahr als weltumspannender Baustoffkonzern: Vor der Abspaltung des Nordamerika-Geschäfts im 2025 will der Zement- und Baumaterialhersteller im laufenden Jahr nochmals Spitzenergebnisse erzielen.

"2024 wird ein neues Rekordjahr", kündigte der neue Konzernchef Miljan Gutovic an, der am 1. Mai das CEO-Amt vom bisherigen Holcim-Boss Jan Jenisch übernimmt. Der Umsatz solle um über 6 Prozent zulegen. Davon kämen mehr als 4 Prozent vom Wachstum aus eigener Kraft, also organisch. Zudem sollen Firmenkäufe den Umsatz um über 2 Prozent steigern.

Der Betriebsgewinn auf vergleichbarer Basis soll gleichzeitig überproportional zulegen. Die entsprechende Marge soll auf 18 Prozent steigen.

Und es sei nicht ausgeschlossen, dass man im Laufe des Jahres die Ziele höherlege, sagte Jenisch am Mittwoch an der Bilanzkonferenz in Zürich. Der Deutsche will sich künftig auf das Amt des Verwaltungsratspräsidenten und die Abspaltung des Nordamerika-Geschäfts konzentrieren.

Zugpferd darf selber galoppieren

Ende Januar hatte Holcim überraschend angekündigt, das Nordamerika-Geschäft im nächsten Jahr von Holcim zu trennen und als vollständig unabhängiges Unternehmen in den USA an die Börse zu bringen. Hintergrund sind die billionenschweren Investitionsprogramme der US-Regierung: "Sie werden in den nächsten acht bis zehn Jahren zu nie dagewesenen Ausgaben für die Bauindustrie führen", sagte Holcim-Präsident Jan Jenisch damals. Die Aufspaltung sei nötig, um das Potential gänzlich auszuschöpfen und voll durchzustarten.

Das Geschäft war in den letzten Jahren auch dank einer Serie von Firmenübernahmen stark gewachsen. Im vergangenen Jahr hat Holcim in Nordamerika mit dem traditionellen Geschäft den Umsatz um 5,9 Prozent auf 6,7 Milliarden Franken gesteigert. Organisch hätte der Umsatz gar doppelt so stark zugelegt. Der Betriebsgewinn verbesserte sich um 9,6 Prozent auf 1,48 Milliarden Franken.

Dazu kommen noch das Dach- und Renovationsgeschäft, das mittlerweile in die Sparte Lösungen & Produkte ausgegliedert wurde. Diese habe rund 4,5 Milliarden Franken Umsatz alleine in Nordamerika erzielt, sagte Gutovic am Rande der Bilanzkonferenz im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. Damit habe Holcim in Nordamerika insgesamt einen Umsatz von über 11 Milliarden Franken eingefahren, sagte Gutovic.

Umsatztaucher wegen Firmenverkäufen

Nordamerika mache mittlerweile 39 Prozent des gesamten Konzernumsatzes aus, sagte Jenisch. Insgesamt hat Holcim im vergangenen Jahr einen Konzernumsatz von 27,0 Milliarden Franken erzielt. Das ist ein Rückgang von 7,5 Prozent, der vor allem auf die Verkäufe der Zementgeschäfte in Indien und Brasilien zurückzuführen ist, wie Finanzchef Steffen Kindler erklärte.

Firmenveräusserungen hätten 1,8 Milliarden Umsatz gekostet. Zudem hat der starke Franken die Einnahmen um 2 Milliarden Franken gedrückt. Auf vergleichbarer Basis wäre der Umsatz um 6,1 Prozent gestiegen.

Der Betriebsgewinn kletterte ganz leicht um 0,2 Prozent auf 4,76 Milliarden Franken. Das sei ein neuer Rekord trotz Firmenverkäufen und dem Gegenwind von der Währungsfront, schrieb Holcim weiter.

Aus eigener Kraft (organisch) hätte er um 14,7 Prozent zugelegt, was Preiserhöhungen und Kostensparmassnahmen bei Zement, Zuschlagstoffen und Transportbeton zu verdanken sei. Die Betriebsgewinnmarge verbesserte sich auf 17,6 von 16,3 Prozent im Vorjahr.

Markterwartungen übertroffen

Der Konzerngewinn tauchte um 7,5 Prozent auf 3,06 Milliarden Franken. Im Vorjahr hatte allein der Verkauf von Indien einen Sondergewinn von 1,5 Milliarden Franken in die Kasse gespült. Auf der anderen Seite hatte im Vorjahr eine Busse des US-Justizministeriums das Ergebnis mit 778 Millionen US-Dollar belastet.

Mit den Ergebnissen hat Holcim die Strategie 2025 zwei Jahre früher als geplant umgesetzt. Zudem wurden die Erwartungen der Analysten leicht übertroffen.

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