Die Rätsel um den Aufenthaltsort des ehemaligen Wirecard-Vorstands Jan Marsalek werden immer größer.

Die Daten, die die Einreise des Österreichers auf den Philippinen am 23. Juni und die Weiterreise nach China am nächsten Tag zu belegen schienen, seien gefälscht, sagte Justiz-Staatssekretär Menardo Guevarra am Samstag. Die Beamten der Einwanderungsbehörde, die die gefälschten Daten in die Systeme eingetragen hätten, seien von ihren Aufgaben entbunden worden und würden zur Rechenschaft gezogen. Der 40-jährige Marsalek ist auf der Flucht, nachdem Wirecard ein Bilanzloch von 1,9 Milliarden Euro enthüllt, ihn entlassen und Insolvenz angemeldet hat. Er war für das Asien-Geschäft von Wirecard zuständig, das im Zentrum des Bilanzskandals steht.

Der enge Vertraute von Vorstandschef Markus Braun steht wie seine Vorstandskollegen unter dem Verdacht der Bilanzfälschung, der Marktmanipulation und des Betrugs. Er wird von der Münchner Staatsanwaltschaft gesucht.

Guevarra hatte bereits kurz nach der angeblichen Einreise Marsaleks von Auffälligkeiten gesprochen, weil der Manager auf keiner Überwachungskamera am Flughafen zu sehen war. Trotzdem könne er nicht völlig ausschließen, dass Marsalek im Lande sei, sagte der Politiker der Nachrichtenagentur Reuters. "Wir sind ein Inselstaat, und es gibt Schlupflöcher, durch die Ausländer unbemerkt schlüpfen können." Die Philippinen stehen im Fokus der Affäre, da das fehlende Geld angeblich auf Treuhandkonten zweier Banken in dem Land geparkt war, die die Kontounterlagen aber als gefälscht bezeichneten. Nach Angaben Guevarras war Marsalek zuvor vom 3. bis 5. März auf den Philippinen gewesen.