LUXEMBURG (dpa-AFX) - Der Stahlhersteller ArcelorMittal hat inmitten der internationalen Handelsstreitigkeiten im zweiten Quartal so viel verdient wie seit Jahren nicht mehr. Die protektionistischen Maßnahmen Europas und der Trump-Regierung durch Strafzölle hatten die Stahlpreise rund um den Globus in neue Höhen steigen lassen. "Die Aussichten für das zweite Halbjahr sind ermutigend, wir erwarten, dass die aktuellen günstigen Marktbedingungen weiter anhalten werden", zeigte sich Konzernchef Lakshmi Mittal am Mittwoch bei der Vorlage der Quartalszahlen erfreut. Der Konzern sei gut positioniert, um aus seiner führenden Stellung in vielen Märkten Kapital zu schlagen.

An der Pariser Börse wurden die Nachrichten ebenfalls positiv aufgenommen. Die Aktie kletterte am frühen Morgen um knapp 2 Prozent.

ArcelorMittal hatte jahrelang gegen die aus seiner Sicht unfairen Bedingungen auf den Weltmärkten gekämpft. Der Stahlmarkt war von billigen Ausfuhren aus China überschwemmt worden. Mittal forderte auch jetzt, dass noch mehr getan werden müsse, um die weltweiten Überkapazitäten abzubauen.

Bereits zum Jahresstart hatte ArcelorMittal dank steigender Preise und einer höheren Nachfrage mehr verdient als noch vor einem Jahr. Im zweiten Quartal kurbelte der Konzern seine Ergebnisse weiter an und übertraf damit die Prognosen der Analysten. Der Umsatz kletterte im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um rund 16 Prozent auf knapp 20 Milliarden US-Dollar. Der operative Gewinn (Ebitda) erhöhte sich auf 3,07 Milliarden Dollar, nach 2,51 Milliarden im Vorquartal und 2,11 Milliarden vor einem Jahr. Der auf die Aktionäre entfallende Gewinn kletterte binnen eines Jahres um mehr als 40 Prozent auf knapp 1,9 Milliarden Dollar.

Weltmarktführer ArcelorMittal geht mittlerweile davon aus, dass der internationale Hunger nach Stahl in diesem Jahr noch stärker anziehen wird, als das Management zunächst gedacht hatte. Der Konzern hob seine Prognosen für die internationale Stahlnachfrage an und rechnet nun mit einem Zuwachs von 2 bis 3 Prozent, statt wie bisher um 1,5 bis 2,5 Prozent. So wird etwa für die USA und Europa nun ein stärkeres Wachstum erwartet als bisher.

Selbst China, für das im schlimmsten Fall Rückgänge befürchtet worden waren, sollte definitiv zulegen. Für Brasilien hingegen, dem für dieses Jahr eine der stärksten Wachstumsraten nachgesagt wird, dämpfte der Konzern seine Annahmen moderat. Hier dürfte sich nach Einschätzung des Managements der Streik der Lkw-Fahrer im Mai niederschlagen sowie die Zurückhaltung in der Industrie im Vorfeld der Parlamentswahlen./tav/she/jha