Zürich (awp) - Trotz des stagnierenden Versicherungsmarktes sieht der Chef der Zurich Insurance seinen Konzern auf Kurs. Die Finanzziele seien in Reichweite und der technologische Wandel biete neue Möglichkeiten, sich als Servicedienstleister zu positionieren, sagte CEO Mario Greco im Gespräch mit der "Finanz und Wirtschaft" am Dienstag. Aktienrückkaufprogrammen erteilt er hingegen eine klare Absage.

Der CEO des grössten Schweizer Versicherungskonzerns will mittels Kooperationen mit Technologieunternehmen neue Möglichkeiten ausloten und damit das Unternehmen zu einem Servicedienstleister wandeln. Das Assekuranzgeschäft habe sich zwar über die Jahrhunderte kaum verändert, nun stehe aber eine Revolution bevor: "Dank Internet und Smartphone können wir uns heute jederzeit breit informieren und alle Angebote vergleichen", so Greco im Interview.

Datenkooperationen ausbauen

Um in der digitalen Welt nicht unterzugehen, müsse die Zurich die Reputation der Marke und die Schnittstellen zu den Kunden ins Zentrum stellen, betonte der CEO. Die technologischen Veränderungen seien zwar eine "riesige" Herausforderung, böten aber weitaus mehr Chancen als Risiken. Die Zurich werde sich dabei eine "führende Position sichern", zeigt sich Greco überzeugt.

Als konkretes Beispiel nennt er Anbieterkooperationen im Datenbereich. So sei es etwa möglich mit Energieversorgern und Telekommunikationsunternehmen zusammen Wohnhäuser leichter zu überwachen und Gefahren rechtzeitig zu erkennen, was wiederum Schäden vermeide.

Hingegen gebe es sicherlich auch Bereiche des klassischen Versicherungsgeschäfts, die wohl verschwinden werden, räumte Greco ein. So dürften etwa selbstfahrende Autos das Geschäftsfeld der Fahrzeugversicherungen wegbrechen lassen: "Einiges verschwindet, anderes entsteht neu", gab sich der Zurich-CEO zuversichtlich. "Wir werden von einer Gesellschaft, die Schäden zahlt, zu einer, die Schäden verhindert - zu einer Servicegesellschaft", so seine Vision.

Finanziell auf Kurs

Angesprochen auf die Finanzziele gibt sich Greco zuversichtlich. Diese seien in Reichweite, auch wenn die Nettoprämieneinnahmen des Konzerns seit Jahren stagnieren. Die Zurich sei traditionellerweise in Haftpflichtverträgen mit bis zu 25-jähriger Laufzeit engagiert: "Solche Verträge wiesen zwar einen höheren Schaden-Kosten-Satz auf, leisten aber aufgrund der anhaltenden Renditen aus langfristigen Anlagen einen oft überdurchschnittlichen Beitrag zur Kapitalrendite", so Greco.

Auch der Cashflow sei stark genug, um weiterhin eine überdurchschnittlich hohe Dividende auszuschütten, betonte der Zurich-Chef: "Wir haben das Ziel, den Cashflow von 9,5 Milliarden Dollar aus unserem Betrieb für die Zeitperiode 2017 bis 2019 zu übertreffen." Wie in den beiden Jahren zuvor überdecke dieser Geldfluss die Dividendensumme.

Dividendenpolitik bleibe bestehen

Eine geringere Dividende zu zahlen, um mehr finanziellen Spielraum zu haben, sei zudem nicht zielführend. Denn eine grosse Akquisition habe man momentan nicht nötig und er erachte eine solche auch nicht als sinnvoll: "Wir investieren jährlich rund 800 Millionen Dollar in unser Geschäft durch den verbleibenden Cashflow", so Greco. Damit könne der Konzern Zukäufe stemmen, die man als strategisch wichtig erachte.

Beim Thema Aktienrückkauf legte Greco indes eine entschiedene Haltung an den Tag, betonte aber gleichzeitig, dass darüber der Verwaltungsrat zu entscheiden habe: "Ich selbst mag Aktienrückkäufe überhaupt nicht. Das wäre eine Mittelverwendung, die zwar den Aktienkurs für einen Moment antriebe, aber nur einen kurz andauernden Effekt hätte", meint Greco dazu. In einem Jahr wäre eine solche Massnahme daher bereits wieder vergessen.

sta/kw