- von Tom Käckenhoff und Christoph Steitz und Jan Schwartz

"Thyssenkrupp lotet Fusion mit Salzgitter aus", berichtete das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" am Freitag vorab: Demnächst solle es ein Treffen zwischen Thyssenkrupp-Chefin Martina Merz und Salzgitter-Chef Hans Jörg Fuhrmann geben. Bei dem Gespräch könnten entsprechende Möglichkeiten ausgelotet werden. Die Idee einer "Deutschen Stahl AG" ist bereits häufig in den Schlagzeilen gewesen - allerdings ist sie nie richtig vorangetrieben worden.

Salzgitter und Thyssenkrupp regierten prompt. "Frau Merz und Herr Prof. Fuhrmann kannten sich persönlich, bevor Frau Merz Vorstandsvorsitzende der Thyssenkrupp AG wurde", erklärten die Niedersachsen. "Beide haben sich bereits im letzten Jahr getroffen, was selbstverständlich und daher wenig spektakulär ist." Ein weiteres Gespräch sei derzeit nicht verabredet. Ansonsten sei die Aussage Fuhrmanns aus einem Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom August 2019 weiter gültig: "Bis heute habe ich noch kein Konzept zur Fusion mit einem Wettbewerber im Stahl gesehen, das eine für uns erkennbar vorteilhafte Perspektive beinhaltet hätte. Aber ich kann und will natürlich nicht ausschließen, dass es das eines Tages doch geben könnte."

"ERSTMAL INVESTIEREN" - NACH TATA-AUS NEUE STRATEGIE GEFRAGT

Fuhrmann hat noch einen Vertrag bis zum Sommer. Der 63-jährige führt den Konzern seit 2011. Thyssenkrupp-Chefin Martina Merz hatte im Oktober vergangenen Jahres die Nachfolge des glücklosen Guido Kerkhoff angetreten. Sie will den Konzern, zu dem neben dem Stahl auch noch das zum Verkauf gestellte Aufzugsgeschäft, Anlagen, Autoteile und U-Boote gehören, auf Rendite trimmen. Die Stahlsparte feilt derzeit an einer neuen Strategie. "Die Umsetzung der im Dezember angekündigten Stahlstrategie steht für uns im Vordergrund", betonte der Konzern am Freitag. Dazu liefen Gespräche mit der Mitbestimmung. "Richtig ist aber auch, dass wir eine Konsolidierung der Europäischen Stahlindustrie nach wie vor für vorteilhaft halten."

Der Schwerindustrie machen Billig-Importe aus Fernost, Preisdruck und gestiegene Rohstoffkosten zu schaffen. In Arbeitnehmerkreisen von Thyssenkrupp wird deutlich, dass abgesehen vom Für und Wider, eine Konsolidierung der deutschen Stahlindustrie allenfalls in einigen Jahren möglich wäre. "Thyssenkrupp muss erstmal in die Wettbewerbsfähigkeit der Stahlsparte investieren", sagte ein Arbeitnehmervertreter der Nachrichtenagentur Reuters. "Vorher ist das überhaupt kein Thema." Für Zukunftprojekte wie die CO2-freie Stahlproduktion gebe es noch nicht einmal einheitliche Standards. Auch müsse so etwas von der Bundesregierung unterstützt werden und in einem Guss geschehen. Ohne Rücksicht beziehungsweise Einbindung der Stahlkocher im Saarland gehe das schon gar nicht.

Im vergangenen Jahr war die geplante Fusion zwischen Thyssenkrupp Steel Europe und dem Konkurrenten Tata Steel am Widerstand der EU-Wettbewerbshüter gescheitert. Eine Fusion von Thysssenkrupp und Salgitter dürfte in Brüssel kaum mehr Nachsicht finden.