Der bereinigte Betriebsgewinn werde in dem bis März laufenden Geschäftsjahr 2018/19 zwischen 1,1 bis 1,2 Milliarden Euro betragen, teilte das Unternehmen am Montag mit. Das seien zwölf Prozent weniger Gewinn als ursprünglich in Aussicht gestellt. Grund seien Preissenkungen, Entschädigungen von Fluggästen und geringere Buchungen in Folge der Streiks. Aber auch höhere Treibstoffkosten belasteten: Ryanair kalkuliert jetzt mit Ausgaben von 460 Millionen Euro für Kerosin, 30 Millionen mehr als bisher erwartet.

Die Aktien von Europas größter Billigfluglinie sackten um mehr als zehn Prozent auf ein Zwei-Jahres-Tief von 11,50 Euro ab, nachdem sie bereits am Freitag wegen des koordinierten Streiks von Beschäftigten in fünf europäischen Ländern eingebrochen waren. Auch andere Airline-Aktien gerieten unter Druck, die Titel der Lufthansa waren Schlusslicht im Dax[L8N1WH1K4].

Ryanair wird seit Monaten immer wieder von Streiks in mehreren europäischen Ländern, auch in Deutschland überzogen. Die Gewerkschaften von Piloten und Flugbegleitern ringen um den erstmaligen Abschluss von Tarifverträgen mit höherer Bezahlung und besseren Arbeitsbedingungen. In Irland, Italien und Großbritannien hat Ryanair erste Abschlüsse erzielt, andernorts stocken die Verhandlungen immer wieder im Streit um Prinzipien des Tarifrechts. Die deutsche Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit hatte am Freitag den dritten 24-Stunden-Streik ausgerufen und mit weiteren Arbeitsniederlegungen gedroht. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hatte gleichzeitig ihren zweiten Ausstand organisiert. Auch die Flugbegleitergewerkschaft UFO verhandelt mit Ryanair und erklärte ihre Streikbereitschaft. Ryanair will den Tarifkonflikt bis Weihnachten gelöst haben.

Die Streiks hätten sich auf das Kundenvertrauen sowie Buchungen und Flugpreise im laufenden dritten Quartal, insbesondere auf die Herbst- und Weihnachtsferien, ausgewirkt, erklärte Ryanair-Chef Michael O'Leary. Während der Streiks seien zwar 90 Prozent der Flüge abgewickelt worden, doch die Ticketeinnahmen gesunken: nach drei Prozent im zweiten Quartal sei im zweiten Halbjahr mit zwei Prozent Minus zu rechnen.

KAPAZITÄTEN WERDEN GEKAPPT

Nun kürzt Ryanair das Angebot im Winter um ein Prozent. Deshalb werden an den Standorten Bremen, Niederrhein und Eindhoven insgesamt acht Flugzeuge ab Anfang November am Boden bleiben. Mit den betroffenen Beschäftigten werde nun über Regelungen gesprochen, mit denen Stellenabbau vermieden werden könnte. Das Ryanair-Management hatte vor den jüngsten Streiks die Gewerkschaften gewarnt, bei anhaltenden Störungen des Flugverkehrs Kapazitäten abzubauen. Zum Chaos bei Ryanair kam es schon vor rund einem Jahr, als wegen Pilotenmangel und Problemen mit der Einsatzplanung Tausende Flüge ausfielen. Seither habe die Aktie 38 Prozent an Wert eingebüßt, erklärte David Madden, Analyst von CMC Markets. "Wenn Michael O'Leary die Aktie aus diesem Abwärtsstrudel herausziehen will, muss er seine Beschäftigten und Kunden besser behandeln", ergänzte er.

Niedrige Löhne mit saisonal befristeten Beschäftigungsverhältnissen und die Blockade von Gewerkschaften hatten Ryanair ermöglicht, als Preisbrecher die europäische Luftfahrtbranche aufzumischen. So wie die anderen etablierten Fluggesellschaften hält die Lufthansa mit einer Billigtochter, Eurowings, dagegen. Diese schloss nach längeren Verhandlungen in Österreich einen Kollektivvertrag für das fliegende Personal mit der Gewerkschaft Vida ab. Rückwirkend zum 1. März werde die Grundvergütung um bis zu 20 Prozent angehoben, auch sei ein umfangreiches Paket an Zusatzleistungen für Cockpit und Kabine vereinbart worden, teilte die Airline mit. Der Kollektivvertrag sei ein klares Signal an Menschen, die einen neuen Arbeitgeber innerhalb der Luftfahrtbranche suchten, erklärte Geschäftsführer und Personalchef Frank Bauer. Am Wiener Flughafen ist die Ryanair-Tochter Laudamotion stark vertreten - die Air-Berlin-Tochter, die die Lufthansa gerne auch übernommen hätte, was die EU-Kommission wegen Wettbewerbsbedenken aber verhinderte.