LONDON (awp international) - Der umstrittene Deutsche-Bank-Aufsichtsratschef Paul Achleitner bekommt offenbar zunehmend Druck von den Grossaktionären aus Katar - oder zumindest einem davon. Vertreter der Königsfamilie aus dem Emirat am Persischen Golf hätten mit internationalen Personalberatungen gesprochen, um sich einen Überblick über mögliche Nachfolger für Achleitner zu verschaffen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Montagabend unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Dabei sei auch diskutiert worden, ob sie Achleitner dazu drängen, sein Amt vor dem Ablauf seiner Amtszeit im Jahr 2022 aufzugeben.

Mitglieder der katarischen Herrscherfamilie Al-Thani sind über zwei Holdings - Paramount Services und Supreme Universal - mit jeweils drei Prozent an der Deutschen Bank beteiligt. Seit ihrem Einstieg bei der Deutschen Bank im Jahr 2014 haben die beiden Gesellschaften viel Geld verloren. Achleitner selbst ist seit 2012 an der Spitze des Aufsichtsrats und hat dabei mehrfach Vorstandschefs und Strategie gewechselt. Dem Kurs der Aktie half das wenig. Trotz einer Erholung in den vergangenen Wochen hat das Papier seitdem rund 70 Prozent an Wert verloren.

Es sei unklar, ob die beiden Gesellschaften bei den Gesprächen mit den Personalberatungen und der selbstständigen Suche nach einem Achleitner-Nachfolger zusammenarbeiten oder ob einer alleine agiert habe, schreibt Bloomberg. Vertreter der beiden Holdings waren nach Angaben der Agentur für Stellungnahmen nicht zu erreichen oder wollten die Informationen nicht kommentieren. Ein Sprecher der Deutschen Bank wollte sich nicht zu dem Bericht äussern, wie es hiess.

Diskussionen um eine mögliche vorzeitige Ablösung Achleitners hatte es wegen der Dauerkrise der Bank immer wieder gegeben - zuletzt im Sommer. Damals hatte es aber in Kreisen geheissen, der Österreicher wolle bis zum Ende seiner Amtszeit bleiben. Achleitner schaue sich selbst schon nach Kandidaten um, berichtete Bloomberg damals. Formell obliegt die Nachfolgesuche dem Nominierungsausschuss des Aufsichtsrats. Dazu war im Sommer zu hören, dass noch kein Prozess dazu eingeleitet sei. Nun scheint zumindest einer der Investoren aus Katar damit nicht zufrieden zu sein und sich daher zu dem unüblichen Schritt einer eigenen Suche entschieden zu haben./zb/stw/men