PARIS (awp international) - Der neue Sanofi-Chef Paul Hudson krempelt den französischen Pharmariesen um. Mit einer neuen Ausrichtung will Sanofi seinen Fokus auf Wachstumsfelder wie etwa Krebsmedikamente legen und das Geschäft mit Diabetes- und Herz-Kreislauf-Medikamenten herunterfahren. Ebenso auf der Agenda steht, sich von Unternehmensteilen zu trennen und die Sparten schlanker aufzustellen. Das soll den Barmittelzufluss (Cash Flow) erhöhen, die Kosten senken und die neuen ehrgeizigen Margenziele unterstützen. Analysten zeigen sich in ersten Reaktionen sehr angetan von den Plänen. Die Aktie klettert im Vormittagshandel mit einem Plus von rund fünf Prozent an die Spitze im Eurostoxx50 .

Sanofi geht den Weg, den schon viele andere grosse Pharmafirmen auf der Suche nach Wachstum und neuen lukrativen Einnahmequellen beschreiten: Geschäfte mit Generika-Konkurrenz nach dem Auslaufen von Patenten werden eingedampft oder abgestossen, über Zukäufe werden sich neue Wachstumsstories an Bord geholt. Bei Sanofi bedeutet das ein Stoppschild für Diabetes- sowie Herz-Kreislauf-Medikamente und die grüne Ampel bei Krebstherapien. Zu Wochenbeginn haben die Franzosen die milliardenschwere Übernahme des Krebsmedikamentenherstellers Synthorx angekündigt.

Sanofi werde die Forschung und Entwicklung bei Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen einstellen, teilte Sanofi am Montagabend vor dem Kapitalmarkttag an diesem Dienstag mit. Zudem soll der Diabetes-Kandidat Efpeglenatide, der nur einmal wöchentlich gespritzt werden muss, an einen Partner abgegeben werden.

Die eigene Zukunft sieht Sanofi neben Krebsmedikamenten auch bei Impfstoffen, Mitteln gegen seltene Krankheiten und die Bluterkrankheit, sowie dem bereits gut laufenden Medikament Dupixent gegen Hautkrankheiten. Die Pipeline sei mit vielversprechenden Kandidaten zu diesen Therapiefeldern gefüllt, ausserdem sieht sich Sanofi gut in China aufgestellt. Hudson kündigte "klarere Prioritäten und einen Fokus auf das Abliefern von Ergebnissen" an.

Sanofi kämpft in den Vereinigten Staaten mit dem dort besonders ausgeprägten Preiswettbewerb, unter anderem bei Diabetes-Medikamenten. Das Insulin-Geschäft - lange eine wichtige Domäne der Franzosen - ist schon lange keine sichere Bank mehr. Nach dem Patentablauf für Sanofis Blockbuster Lantus, der das erste Insulin seiner Art auf dem Markt war, haben Anbieter von Nachahmern nachgezogen.

Der frühere Chef Olivier Brandicourt hatte deshalb bereits wichtige Schalthebel umgelegt. Er verschlankte den Konzern und verordnete einen noch stärkeren Fokus auf jenen Markt mit den derzeit grössten Wachstumschancen: neuartige Biotech- und Gentherapien. Dafür kaufte Sanofi auch für viele Milliarden zu. Der seit September amtierende neue Manager, der bisherige Novartis-Pharmachef Paul Hudson, macht nun weiter Dampf.

Vor dem Kapitalmarkttag hat Hudson bereits seine ehrgeizigen Margenziele vorgestellt. Bis 2022 soll die operative Marge bei 30 Prozent liegen und ab 2025 mehr als 32 Prozent erreichen. Im Zuge der Neuaufstellung will Sanofi ab 2022 zwei Milliarden Euro einsparen. Das Geld soll in Wachstumsprojekte gesteckt werden. Auch der Mittelzufluss soll kräftig zulegen und bis 2022 um rund 50 Prozent anwachsen. Um das zu erreichen, werde man vor allem eine disziplinierte Ausgabenpolitik fahren. Zudem habe man noch die Möglichkeit, über Verkäufe Kapital in die Kasse zu bringen, teile Sanofi weiter mit. So denke man über den Verkauf des Anteils am Entwicklungspartner Regeneron nach.

Analysten zeigten sich durchweg beeindruckt. Die neue Strategie und die angekündigten Prioritäten seien ermutigend, schrieb Goldman-Analyst Keyur Parekh. Sanofi habe die richtigen Massnahmen angekündigt, meinte auch Bernstein-Analyst Wimal Kapadia. Der Margenausblick sei stark und liege über den Markterwartungen. Die zukünftige Aufstellung des Geschäfts mit rezeptfreien Medikamenten (Consumer Healthcare) als "Standalone"-Einheit sei wohl der Weg in die Trennung von diesem Bereich./stk/niw/jha/