PARIS (dpa-AFX) - Der französische Luxuskonzern Kering hat laut Insidern erste Gespräche mit dem italienischen Edelbekleider Moncler über eine mögliche Übernahme geführt. Das berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Mittwochabend unter Verweis auf mit der Sache vertraute Personen. Es sei jedoch nicht sicher, dass die Gespräche mit den Italienern, die sich auf hochwertige Skibekleidung spezialisiert haben, zu einem Zusammenschluss führen, hieß es weiter.

An der Börse wurden die Nachrichten unterschiedlich aufgenommen. Während die Moncler-Aktie am Donnerstagvormittag in Mailand um mehr als 12 Prozent kletterte, verzeichneten die im Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gelisteten Kering-Anteilsscheine in Paris lediglich leichte Zuwächse von 1,2 Prozent. Im Zuge der Übernahmefantasien legten auch die Papiere des deutschen Modeherstellers Hugo Boss zu. Die im MDax notierte Aktie lag rund 2,5 Prozent im Plus und war damit zweitbester Titel im Index der mittelgroßen Unternehmen.

Moncler hat in diesem Jahr fast 50 Prozent an Wert gewonnen und kommt auf eine Marktkapitalisierung von rund 11 Milliarden Euro. Größter Aktionär ist Vorstandschef Remo Ruffini, der über eine von ihm kontrollierte Investmentfirma rund 22,5 Prozent der Anteile hält. Auf Nachfrage von Bloomberg wollte Kering die im Raum stehenden Übernahmegespräche nicht kommentieren, Moncler war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

Sollte Kering der Moncler-Zukauf gelingen, würde das dem Luxuskonzern helfen, mit seinem großen Rivalen LVMH Schritt zu halten, der erst kürzlich den Kauf des bekannten Juweliers Tiffany angekündigt hatte. Mit einem Preis von 16,2 Milliarden US-Dollar wäre dies der teuerste Deal aller Zeiten im Luxussegment.

Die Rivalität zwischen LVMH-Chef Bernard Arnault und Francois Pinault, Vater von Kering-Chef Francois-Henri und gleichzeitig den Konzern kontrollierender Anteilseigner, hat die Transformation des Luxussektors in den letzten Jahrzehnten angetrieben. Die beiden französischen Großkonzerne hatten sich dabei ein Wettrennen im Zukauf von Marken geliefert und ihr Portfolio stetig erweitert.

Die Tiffany-Übernahme durch LVMH setze den Markt insgesamt unter Druck, befand Bernstein-Analyst Luca Solca. Aus seiner Sicht würde ein Moncler-Zukauf durch Kering vor allem für die Anteilseigner der Italiener positiv sein, während die Vorteile für Kering eher moderat ausfallen dürften und auch vom Preis abhängig seien. Obwohl Kering stark darin sei, Marken neu zu erfinden und das bereits bei Gucci, Saint Laurent und Balenciaga erfolgreich umgesetzt habe, sei Moncler bereits jetzt äußerst erfolgreich. Dennoch würden die Italiener Kering aus Solcas Sicht dabei helfen, sich breiter aufzustellen und weniger abhängig von der Marke Gucci zu sein.

Die italienische Modemarke trug in der ersten Jahreshälfte mehr als drei Viertel zum operativen Gewinn von Kering bei. Die starke Abhängigkeit von ihrem Erfolg ist für den Konzern also nicht von der Hand zu weisen. Gucci wuchs in den letzten Jahren deutlich stärker als der Luxusgütersektor - allerdings zeigten sich Experten bei den jüngsten Umsatzzahlen der Marke nicht mehr ganz so begeistert wie früher, denn die Wachstumsdynamik schwäche sich ab. Daher ist Kering verstärkt unter Druck, sein Portfolio breiter aufzustellen und sich gegen das Risiko sinkender Nachfrage nach Gucci-Produkten abzusichern.

Sollte der Moncler-Deal zustande kommen, würde Kering eine Marke dazu bekommen, deren Wachstum im letzten Jahrzehnt enorm war und selbst im boomenden Luxussektor herausragte. Die Italiener sind vor allem für ihre dicken und hochpreisigen Winterjacken bekannt, bieten aber auch Schwimmbekleidung und Schuhe an.

Hinter dem Unternehmen mit französischen Wurzeln steht Remo Ruffini, der Moncler im Jahr 2003 kaufte und zu einer der angesagtesten Luxusmarken umbaute. Die Italiener sind überall dort vertreten, wo die Reichen gerne einkaufen - etwa auf dem Rodeo Drive in Beverly Hills, in den französischen Alpen in Chamonix oder auch mit vielen Läden in China, wo die Kunden stark an Luxuswaren interessiert sind und das Wachstum der Branche antreiben./eas/men/jha/