Zürich (awp) - Die UBS publiziert am Dienstag, 27. April das Geschäftsergebnis zum ersten Quartal 2021. Zum AWP-Konsens haben insgesamt fünf Analysten beigetragen.

Q1 2021E
(in Mio USD)            AWP-Konsens     Q1 20A   

Geschäftsertrag            8'903        7'934    
Geschäftsaufwand           6'220        5'926    
Konzernergebnis            1'890        1'595    

Gewinn vor Steuern         2'523        2'008    
- GWM                      1'307        1'226    
- Investment Bank          1'011          708     

FOKUS: Bei der UBS dürfte die Quartalszahlen-Präsentation - im Gegensatz zur Credit Suisse - ohne grosse Nebengeräusche über die Bühne gehen. Analysten erwarten aufgrund der bisher vorliegenden Zahlen von anderen Finanzinstituten auch bei der grössten Schweizer Bank ein gutes bis sehr gutes Ergebnis. Die meisten US-Banken haben bekanntlich die Schätzungen von Analysten bei weitem übertroffen, und auch die CS hätte ohne den 4,4-Mrd-Verlust bei Archegos eines ihrer besten Erstquartalszahlen seit vielen Jahren präsentiert.

Die UBS war laut Presseberichten ebenfalls in den Fall des Pleite gegangenen Hedgefonds involviert, hat das aber nie offiziell bestätigt und vermutlich daraus auch keinen grösseren Schaden genommen - sonst hätte sie diesen wohl vorab zu den Quartalszahlen vermeldet. Spekuliert wurde in den Medien über einen Verlust von bis zu 300 Millionen US-Dollar. Bei einem sonst sehr starken Resultat würde dies allerdings nicht dramatisch ins Gewicht fallen. Zudem ist offen, ob sie einen solchen Verlust, so es ihn gegeben hat, überhaupt öffentlich kommunizieren würde.

Klar ist, dass das Marktumfeld für Grossbanken vor allem im Investment Banking in den ersten Monaten des Jahres 2021 hervorragend war - dies im Zuge der weltweiten Erholung der Konjunktur nach dem Corona-Schock und entsprechend guter Entwicklung an den Finanzmärkten und vielen Firmentransaktionen. Das Investment Banking der UBS ist zwar nicht so gross wie bei anderen Grossbanken, trotzdem dürfte auch sie stark profitiert haben und entsprechend gute Zahlen ausweisen. Die Analysten von Morgan Stanley etwa erwarten ein "starkes Quartal", mit einem "guten Momentum" in der Vermögensverwaltung sowie im Investment Banking.

Von Interesse dürfte in diesem Zusammenhang sein, wie die UBS die weitere Zukunft sieht. Die Einschätzung der meisten Beobachter im Hinblick auf das allgemeine Umfeld ist aktuell nicht mehr ganz so positiv wie noch vor ein paar Wochen. Auch die Credit Suisse hat sich diese Woche in diese Richtung geäussert. Und es zeigt sich auch an den Aktienmärkten, die zuletzt trotz guter Firmenresultate nicht mehr so richtig Zug drin hatten. Unter dem früheren CEO Sergio Ermotti hatte sich die UBS bezüglich Ausblick allerdings immer eher wortkarg gezeigt. Ob das unter dem neuen CEO Ralph Hamers, der nun zum zweiten Mal die Quartalszahlen präsentiert, anders wird, muss sich erst zeigen.

Dafür wird von Hamers erwartet, dass er bald Pflöcke in Bezug auf die weitere Strategie einschlägt. Ein grösseres Strategie-Update scheint aufgrund der Einladung zum Zahlen-Webcast allerdings nicht vorgesehen zu sein. Gewisse Analysten sind diesbezüglich etwas überrascht. Wenn es letztendlich keine wesentlichen Änderungen gebe, könnten die Investoren dies als eine verpasste Chance betrachten, heisst es in einem Kommentar der Barclays Bank. Allerdings hat Hamers, dem ein Flair für Digitalisierung nachgesagt wird und der beim UBS-Personal - so wie man hört - sehr gut ankommt, ein Strategieupdate zu gegebener Zeit angekündigt.

Kaum ein Thema sein dürfte dagegen die frühere Rolle von Hamers als Chef der holländischen ING. Die niederländische Justiz rollt nämlich einen 2018 mit einem Vergleich beigelegten Geldwäsche-Fall während seiner Zeit als ING-Chef neu auf, wie Anfang Dezember bekannt wurde. Die gutgeheissende Beschwerde eines Investors führte dazu, dass Hamers Rolle neu untersucht wird. VR-Präsident Axel Weber ging an der Generalversammlung vor gut zwei Wochen nochmals auf die Umstände der Wahl von Hamers zum UBS-CEO im letzten Jahr ein. Der Verwaltungsrat habe ihn vor seiner Berufung umfassend geprüft. Die erneute Untersuchung in den Niederlanden ändere nichts an der damaligen Einschätzung. "Ralph Hamers geniesst bei der Führung unseres Unternehmens das volle Vertrauen des gesamten Verwaltungsrates", so Weber wörtlich.

ZIELE (Konzernstufe):

Die UBS hat Anfang 2020 ihre Ziele angepasst. Sie lauten für die Periode 2020 bis 2022 (auf ausgewiesener Basis) wie folgt:

Rendite des Konzerns: 12-15% auf hartem Kernkapital (RoCET1)
Kosteneffizienz: Positive Operating Leverage und 75-78% Cost-Income-Ratio
Wachstum: 10-15% Gewinnwachstum v.St. in Global Wealth Management (GWM)
Kapitalzuteilung: Bis zu einem Drittel Konzern-RWA und LRD in IB
Kapitalziele: ca. 13% harte Kernkapitalquote (CET1)
              ca. 3,7% CET1 Leverage Ratio

PRO MEMORIA:

KAPITALRÜCKFÜHRUNG AN AKTIONÄRE: Die UBS hat letztes Jahr das Verhältnis von Bardividende zu Aktienrückkäufen angepasst und gibt seither Aktienrückkäufen ein stärkeres Gewicht. Man wolle aber überschüssiges Kapital weiter an die Aktionäre zurückzahlen und die Kapitalrückführungen insgesamt im bisherigen Umfang beibehalten, hiess es. Nachdem die Rückkäufe im letzten März wegen Covid-19 gestoppt worden waren, hat sie diese nun Ende Januar wieder aufgenommen. Zuerst wurde ein schon länger laufendes Programm abgeschlossen. Anfang Februar bereits wurde dann ein neues Programm über 4 Milliarden Franken über die nächsten drei Jahre angekündigt. Insgesamt waren per 7. April im Rahmen dieses Programms Aktien für 920 Millionen Franken zurückgekauft (63,7 Mio Stück zu einem Durchschnittspreis von 14,45 Fr.). Die Dividende für das Geschäftsjahr 2020 von 0,37 US-Dollar kam vor wenigen Wochen zur Auszahlung.

Kaum ein Thema mehr ist die Kapitalausstattung, die viele Jahre lang unter dem früheren CEO Sergio Ermotti ein Hauptfokus der Bank war. Per Ende 2020 lag die Kernkapitalquote (CET1, vollständig umgesetzt) bei 13,8 Prozent und die entsprechende Leverage Ratio (Verschuldungsquote) bei 3,85 Prozent. Vor allem mit dem ersten Wert gehört die UBS zu den kapitalkräftigsten Grossbanken.

ALTLASTEN: Die UBS hat noch immer eine längere Liste von nicht abgeschlossenen Rechtsfällen, die zum Teil viele Jahre zurückreichen. Der wichtigste ist der Frankreich-Fall. Dort wurde die grösste Schweizer Bank bekanntlich im Februar 2019 von einem Pariser Gericht zu einer Rekordbusse von 3,5 Milliarden Euro verurteilt, zudem muss sie dem französischen Staat Schadenersatz in der Höhe von 800 Millionen Euro bezahlen. Im Prozess ging es um Geldwäsche und Beihilfe zu Steuerhinterziehung. Die Bank hat dagegen Rekurs angekündigt und verlangt für sich einen Freispruch.

Der Berufungsprozess hat nun im März dieses Jahr stattgefunden, ein Urteil wird aber erst im September erwartet. Die französische Staatsanwaltschaft hat zwar die Bestätigung der erstinstanzlich gefällten Urteile beantragt. Deutlich tiefer sollen dagegen die Geldstrafen ausfallen.

In den USA wartet die UBS zudem noch auf ein Urteil im Fall der sogenannten Ramsch-Hypotheken (RMBS-Papiere) aus der Zeit der Finanzkrise. Die US-Regierung hatte sich in ihrer Klage vom November 2018 nicht auf eine Entschädigungssumme festgelegt, allerdings erklärt, dass Investoren "viele Milliarden Dollar verloren haben". Es ist einer der letzten anhängigen Fälle dieser Art - zahlreiche grosse US-amerikanische und europäische Banken haben ähnliche Verfahren inzwischen beigelegt. Analysten rechnen auch hier mit möglichen Kosten für die UBS von mehreren Milliarden US-Dollar. Insgesamt waren bei der UBS per Ende 2020 noch gut 2,1 Milliarden US-Dollar für Rechtsfälle etc. zurückgestellt.

NACHHALTIGKEIT: Das Thema ESG ist auch bei der UBS hoch im Kurs. Der Anteil der nachhaltigen Anlagen in den Kundenportfolios der Grossbank habe 2020 nochmals deutlich zugenommen, hiess es vor kurzem. Die Investitionen der Grossbank im Bereich nachhaltige Kernanlagen ("Core Sustainable Investments") seien dabei um 62 Prozent auf 793 Milliarden Dollar gewachsen. Sie machen damit mittlerweile knapp ein Fünftel aller verwalteten Kundenvermögen aus. Solche Anlagen werden laut UBS nach strengen Kriterien über alle wichtigen Nachhaltigkeitsstrategien hinweg ausgewählt. Den mitunter strengsten Kriterien im Bereich nachhaltige Anlagen unterliegen den Angaben der Grossbank zufolge die als "Impact Investments" oder "Sustainability Focus" klassifizierten Investments. Diese seien im Vergleich zu 2019 sogar um 154 Prozent auf 141 Milliarden Dollar gestiegen. Als solche Anlageinstrumente gelten nachhaltige Investmentkategorien, die nicht nur die Anforderungen erfüllen, sondern auch einen messbaren positiven Effekt aufweisen.

MANAGEMENT: Die UBS hat kürzlich Robert Karofsky zum alleinigen Präsidenten ihrer Investment Bank ernannt. Er leitete diese Division früher zusammen mit Piero Novell, der die Bank am 31. März Richtung Euronext verlassen hat.

AKTIENKURS: Die UBS-Aktie notiert mit aktuell 13,875 Franken (Freitag 12 Uhr) gut 11 Prozent höher als Ende 2020 (CS -20%, SMI +4%). Im letzten Jahr hatte die UBS 2,0 Prozent zugelegt. Das bisherige Jahreshoch bei 15,235 Franken vom 26. März entsprach dem höchsten Niveau seit dem dritten Quartal 2018.

Homepage: www.ubs.com

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