Zürich (awp) - Die Grossbank UBS publiziert am Montag, 22. Januar das Geschäftsergebnis zum vierten Quartal 2017. Insgesamt haben fünf Analysten zum AWP-Konsens beigetragen.

Q4 2017       
(in Mio CHF)           AWP-Konsens    Q3 17    Q4 16   

Geschäftsertrag           7'134       7'145    7'055        
Konzernergebnis          -2'119         946      738        
(n. Mind.)
Gewinn vor Steuern          812       1'221      848        

FOKUS: Das Berichtsquartal dürfte aufgrund der tiefen Volatilität an den Finanzmärkten nicht besonders gut ausgefallen sein. Wie andere (Investment)banken - zuletzt hatten etwa Goldman Sachs oder die Bank of America Zahlen veröffentlicht - dürfte auch die UBS unter einem schwachen Ertragsmomentum leiden, meint beispielsweise die ZKB in einem Kommentar. Auch die Guidance der Deutschen Bank von Anfang Jahr lasse einen ähnlichen Schluss zu. Der zuständige Analyst geht von einer Reduktion der Handelserträge um 16% aus, wobei er das Minus bei den Aktienprodukten auf 15% und dasjenige bei den festverzinslichen Produkten auf 18% schätzt.

Insgesamt dürfte das Quartal gar deutlich im Minus abschliessen. Denn aufgrund der US-Steuerreform von Donald Trump wird die UBS - wie auch die meisten anderen Grossbanken - grosse Abschreibungen verbuchen müssen. Analysten erwarten einen Abschreiber in der Grössenordnung von 2,8 Mrd CHF, der sich allerdings auf die Kapitalquote (CET1) nicht auswirkt. Die CS hatte ihren diesbezüglichen Abschreiber für das vierte Quartal (2,3 Mrd CHF) bereits vor Weihnachten bekannt gegeben. Grund für die Abschreibungen sind sogenannte Verlustvorträge, mit denen etwa die UBS frühere Verluste aus der Zeit der Finanzkrise mit zukünftigen Gewinnen verrechnen kann. Diese sind nun aber wegen der US-Steuerreform weniger wert.

Im Fokus dürfte aber vor allem auch die Dividendenzahlung und diesbezügliche Aussagen für die Zukunft stehen. Da sich die US-Steuerreform nicht auf die Kapitalquote auswirkt und die Quote im dritten Quartal auch wieder gestiegen war (nach einem regulatorisch bedingten Rücksetzer im Q2), dürfte einer Erhöhung (2016: 0,60 CHF) nichts im Wege stehen. Konzernchef Sergio Ermotti hatte diesbezüglich hohe Erwartungen beim Q3-Abschluss allerdings etwas herunter temperiert. Die Dividende werde nicht im gleichen Ausmass wie der Gewinn steigen (+32% nach 9 Monaten), sagte er an einem Call. Man müsse zudem auch mögliche Aktienrückkäufe und mögliche Änderungen des internationalen Regelwerks (Basel IV etc.) berücksichtigen, hielt er fest.

Im Kerngeschäft, dem Wealth Management, dürfte sich der Abfluss von Kundengeldern aus steuertechnischen Gründen (Cross Border Abflüsse) langsam dem Ende zuneigen. Die Bank erwartet für das Berichtsquartal nochmals Abflüsse von 7 bis 8 Mrd CHF, dann sollte der Prozess langsam abgeschlossen sein, hiess es zum Q3. Im Fokus steht hier jeweils aber auch der Blick auf die Margen: Diese haben sich in den letzten Jahren deutlich zurückgebildet. Das UBS-Management ging zuletzt aber davon aus, dass der Tiefpunkt erreicht ist.

ZIELE: Die Ziele für die Gruppe lauten aktuell (Bandbreiten für nachhaltige Performance über den Zyklus):

. Kostenreduktionsziel von 2,1 Mrd CHF bis Ende 2017 (im Vergleich zu 2013)
. Bereinigtes Aufwand-Ertrags-Verhältnis: 60%-70%
. Bereinigte Rendite auf Eigenkapital abzüglich Goodwill und anderer 
  immaterieller Vermögenswerte (RoTE): Ziel >15%
. CET1-Quote (Basel III; vollständig umgesetzt): mindestens 13%
. RWA* (vollständig umgesetzt): kurz- bis mittelfristig
  rund 250 Mrd CHF erwartet
. LRD* (Basel III; vollständig umgesetzt): kurz- bis mittelfristig 
  rund 950 Mrd CHF erwartet

*auf Basis bekannter Finma-Multiplikatoren und Veränderungen der Methodik für 
 RWA und unter Annahme normalisierter Marktbedingungen für RWA und LRD

PRO MEMORIA:

EINSPARUNGEN: Bis Ende 2017 will die Bank gemäss früheren Angaben Nettoeinsparungen von 2,1 Mrd CHF (im Vgl. zur Kostenbasis 2013) erzielen. Nach dem dritten Quartal sah sich die Bank diesbezüglich auf Kurs. Von Juli bis September waren gemäss den damaligen Angaben weitere rund 100 Mio eingespart, womit sich die annualisierten Kosteneinsparungen per Ende September gegenüber dem Jahr 2013 auf 1,9 Mrd beliefen. Nach Abschluss des Programms seien keine weiteren grösseren Sparprogramme mehr zu erwarten, die Kosten seien aber immer im Fokus, hiess es zuletzt bei der Bank.

KAPITALQUOTE: Die Bank will bekanntlich eine der bestkapitalisierten Banken weltweit sein. Entsprechend interessieren die erreichten Kapitalquoten jeweils besonders, zumal die Dividendenausschüttung zum Teil davon abhängig ist. Per Ende September lag die Kernkapitalquote (CET1, vollständig umgesetzt) bei 13,7%, die entsprechende Leverage Ratio bei 3,7%.

RESTRUKTURIERUNGSKOSTEN: Die UBS dürfte für das vierte Quartal nach Angaben von CFO Kirt Gardner Ende Oktober Restrukturierungskosten von 300 bis 400 Mio CHF verbuchen (Konsensus 358 Mio). Mit den rund 800 Mio aus den ersten drei Quartalen dürften es im Gesamtjahr 2017 somit 1,1 bis 1,2 Mrd CHF sein. Für das Gesamtjahr 2018 erwartet das Bank-Management gemäss den damaligen Angaben nochmals rund 0,5 Mrd CHF, wobei eine genauere Guidance mit den Zahlen veröffentlicht werden soll. Laut CEO Sergio Ermotti dürfte diese Art von Kosten ab 2020 dann ganz wegfallen.

RECHTLICHES: Die UBS hat bekanntlich noch immer eine längere Liste von nicht abgeschlossenen Rechtsfällen, die zum Teil viele Jahre zurückreichen. So verhandelt die Bank laut einem Bericht der Financial Times vom November (zusammen mit anderen Grossbanken wie RBS, JPMorgan etc.) mit der EU über einen Vergleich wegen der Teilnahme an einem Devisenhandelskartell. Laut dem damaligen Bericht erwarten Insider, dass die gesamte Busse insgesamt höher sein wird als die Busse von fast 2 Mrd EUR, welche den Banken früher aufgrund der Zinsmanipulationen von der EU auferlegt worden waren.

Auch ein anderer Fall war jüngst wieder in den Schlagzeilen: So hat die UBS im Millionen-Streit mit den Kommunalen Wasserwerken Leipzig (KWL) Mitte November erneut Rechtsmittel eingelegt. Die UBS war in dem Rechtsstreit bereits zweimal unterlegen, zuletzt im Oktober beim Court of Appeal. Die Bank verlangt von den Wasserwerken eine Haftung über rund 350 Mio Euro für geplatzte Kreditversicherungs-Deals. Die riskanten Finanzwetten war ein früherer KWL-Geschäftsführer in den Jahren 2006 und 2007 an allen Gremien vorbei eingegangen. Zusammen mit Prozesskosten und Währungsschwankungen geht es in dem Streit inzwischen um rund 500 Mio EUR.

AKTIENKURS: Die UBS-Aktie notiert aktuell mit 19,07 CHF (Stand Freitagmittag) um annähernd 6% höher als Ende 2017 (CS +4%, SMI +0,75%). Im Jahr davor hatte das Papier 12,5% zugelegt und war damit der CS-Aktie (+30%) und dem Gesamtmarkt (+14%) etwas hinterhergehinkt.

Homepage: www.ubs.com

jl/uh