Der deutsche Medienkonzern Bertelsmann wirft den Hut in den Ring für den US-Verlag Simon&Schuster.

Man sei interessiert an dem Verlag von Schriftstellern wie Stephen King, wenn der Mutterkonzern ViacomCBS den geplanten Verkauf vorantreibe, sagte Bertelsmann-Chef Thomas Rabe der "Financial Times". "Wir waren in den vergangenen zehn Jahren der aktivste Akteur bei der Konsolidierung des Buchverlagsmarktes." Die Gütersloher hätten Penguin und Random House sehr erfolgreich kombiniert, "um den bei weitem größten Buchverlag der Welt zu schaffen, eigentlich den einzigen globalen Buchverlag", sagte Rabe. "Angesichts dieser Position wären wir natürlich an Simon&Schuster interessiert."

Im April hat Bertelsmann die restlichen 25 Prozent an Penguin Random House vom britischen Verlag Pearson übernommen. Schon damals hatte Rabe Zukäufe signalisiert: "Wir werden dafür sorgen, dass unser Buchgeschäft auch künftig organisch wie akquisitorisch wachsen kann." Im ersten Halbjahr machte das Verlagsgeschäft 1,6 Milliarden Euro Umsatz und 209 Millionen Euro Betriebsgewinn - und ist damit hinter der Fernsehtochter RTL Group und dem Dienstleistungsgeschäft Arvato der drittgrößte Erlös- und Gewinnbringer im Bertelsmann-Konzern.

Der US Medienkonzern ViacomCBS hatte im März angekündigt, im Zuge der Fokussierung auf Werbung und Streaminggeschäft, Optionen für Simon&Schuster auszuloten. Das Verlagshaus hatte 2019 bei einem Umsatz von 814 Millionen Dollar einen Gewinn von 143 Millionen Dollar erwirtschaftet. Vor kurzem erschien in dem Verlag ein Buch von der Nichte von US-Präsident Donald Trump, mit dem Titel - in der deutschen Version - "Zu viel und nie genug. Wie meine Familie den gefährlichsten Mann der Welt erschuf". Auch Frankreichs Medienhaus Lagardere, Besitzer des Verlags Hachette, hat Interesse an Simon&Schuster. Die "Financial Times" berichtete, vor der Corona-Krise sei spekuliert worden, dass ViacomCBS einen Preis von rund 1,2 Milliarden Dollar für S&S aufrufe.

Rabe spielte kartellrechtliche Bedenken herunter. Wettbewerbshüter würden meist ernsthafte Zweifel bei einem gemeinsamen Marktanteil von mehr als 40 Prozent äußern. Aber vieles hänge von der Abgrenzung der Märkte ab. "Wir haben uns das angesehen und glauben nicht, dass dies ein Problem ist." Wenn man den Markt ganzheitlich betrachte und hier auch die Stärke des Online-Händlers Amazon, sei das kein Hindernis.

Im ersten Halbjahr bekam Bertelsmann das schwächelnde Werbegeschäft in der Corona-Krise zu spüren. So sank der Betriebsgewinn um gut ein Fünftel auf eine Milliarde Euro und die Erlöse fielen um fast neun Prozent auf 7,8 Milliarden Euro. Für das zweite Halbjahr hofft Rabe nun auf eine schrittweise Erholung der Werbemärkte.