VENLO/PARIS (dpa-AFX) - Neue Gerüchte um Qiagen: Der Diagnostikspezialist lotet laut Insidern eine Fusion mit dem französischen Wettbewerber Biomerieux aus. Die Gespräche befänden sich allerdings in einem frühen Stadium und eine Einigung sei nicht zwangsläufig, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Mittwoch unter Berufung auf informierte Personen. Es sei auch nicht ausgeschlossen, dass Qiagen das Interesse anderer Unternehmen auf sich ziehe, hieß es weiter.

Ein Qiagen-Sprecher wollte sich auf Anfrage von dpa-AFX nicht äußern. "Solche Gerüchte kommentieren wir grundsätzlich nicht." An der Börse sorgten indes die Spekulationen für deutlichen Auftrieb. Qiagen-Anteile stiegen als einer der Favoriten im Dax mit zeitweise mehr als 4 Prozent Kursplus auf einen weiteren Höchststand seit dem Jahr 2000; zuletzt betrug das Plus noch rund 2 Prozent. Biomerieux-Papiere gewannen in Paris in der Spitze mehr als 6 Prozent.

Der seit September im deutschen Leitindex notierte Qiagen-Konzern gilt in der Corona-Pandemie wegen seiner Tests zwar als Krisengewinner, steht aber wegen der Impffortschritte unter Druck. Denn dadurch dürfte der Bedarf nach Tests künftig sinken. Weil Qiagen die Nachfrage zu hoch eingeschätzt hatte, senkte der Vorstand um Thierry Bernard bereits im Juli die Jahresprognosen.

Das Management hofft jedoch, dem Rückgang bei den Tests künftig mit zunehmendem Absatz in den übrigen Produktgruppen etwas entgegen setzen zu können. Qiagen verkauft etwa Verbrauchsmaterialien und Diagnostikgeräte für Labore und forensische Untersuchungen. Im zweiten Quartal waren die Umsätze abseits der Corona-Produkte bereits deutlich gestiegen. Zur Entwicklung im dritten Jahresviertel wird Qiagen an diesem Abend nachbörslich berichten.

An der Börse gilt Qiagen schon länger als Übernahmekandidat. Im Jahr vor der Corona-Pandemie hatte Firma mit Sitz der Holding im niederländischen Venlo und operativem Hauptquartier in Hilden in Nordrhein-Westfalen Verluste eingefahren. Dank seiner Tests schrieb Qiagen im Corona-Jahr 2020 dann wieder schwarze Zahlen. Der US-Laborausrüster Thermo Fisher Scientific hatte das Unternehmen im vergangenen Jahr kaufen wollen, scheiterte aber an der mangelnden Unterstützung der Qiagen-Aktionäre.

Auch in diesem Jahr waren immer wieder Übernahmefantasien aufgekommen. So hatte es beispielsweise im Februar Berichte über ein angebliches Interesse des US-Konzerns Quidel gegeben. Erst Ende Oktober hatte der Researchdienst Betaville mit neuerlichen vagen Spekulationen die Gerüchteküche angeheizt, ohne den Namen des Interessenten zu nennen.

Mit Qiagen und Biomerieux würden sich zwei der größten Diagnostikkonzerne Europas zusammentun. Qiagen-Chef Thierry Bernard war früher selbst beim französischen Konzern in diversen leitenden Funktionen angestellt, was den aktuellen Spekulationen an der Börse noch mehr Gewicht geben dürfte. Wie Qiagen ist auch Biomerieux Anbieter von Covid-19 Tests. Neben der klinischen Diagnostik liefern die Franzosen auch Reagenzien, Geräte und Software etwa für die Forensik sowie die Kosmetik- und Lebensmittelindustrien./tav/mne/mis