GÜTERSLOH (dpa-AFX) - Thomas Rabe bleibt weitere fünf Jahre Vorstandschef beim Medien-, Dienstleistungs- und Bildungskonzern Bertelsmann. Der Aufsichtsrat verlängerte am Donnerstag den Ende 2021 auslaufenden Vertrag um weitere fünf Jahre bis 2026, wie das Unternehmen in Gütersloh mitteilte. Der 55-Jährige geborene Luxemburger ist seit 2012 Vorstandschef und geht damit Anfang 2022 in seine dritte Amtszeit. Seit April 2019 führt Rabe auch die Sendergruppe RTL.

Der begeisterte Sportler ist seit 2000 bei Bertelsmann. Bei der RTL Group fing Rabe als Finanzvorstand an, übernahm das gleiche Amt 2006 im Konzern und leitete bis 2008 die Musiktochter. Als Bertelsmann-Chef hat Rabe die Digitalisierung der Geschäfte in den vergangenen Jahren vorangetrieben. Seit August 2020 ist Rabe zudem Aufsichtsratschef beim Sportartikelhersteller Adidas.

Als Ziele für die nächsten fünf Jahre hat Rabe weiteres Wachstum und Technologisierung vorgegeben. Während Bertelsmann international mit Büchern, Musik und Medienproduktionen wachsen soll, will Rabe bei den nationalen Mediengeschäften in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden "nationale Champions" schaffen, wie er der Deutschen Presse-Agentur zu seiner Vertragsverlängerung sagte.

Eine Prognose für das laufende Jahr wagt Rabe nicht. "Nach einem für Bertelsmann guten Jahr 2020 ist eine Einschätzung 2021 wirklich schwierig. Kein Mensch weiß, wie sich die zweite Corona-Welle auf das zweite Quartal auswirken wird", sagt Rabe. Zum Jahresbeginn seien die Werbemärkte rückläufig gewesen. "Sobald gelockert wird, zieht der TV-Werbemarkt an." Deshalb hofft Rabe auf Ostern und weniger strenge Kontaktbeschränkungen. "Das würde den Konsum ankurbeln und damit auch die Werbung - das hat uns das Jahr 2020 gezeigt."

Weltweit hat die Corona-Pandemie dem Konzernchef aber nicht nur Sorgen bereitet. "Die Menschen wollen unterhalten werden. Dabei spielen dann unsere Medienprodukte eine Rolle. Und auch der Bereich E-Commerce sei in den vergangenen Monaten massiv gewachsen. "Da ist Bertelsmann pandemieresistent", sagt Rabe.

Zwei Dinge schließt Rabe für die nahe Zukunft aus. "In gedruckte Zeitungen investiert Bertelsmann auf keinen Fall. Das widerspricht unseren Investitionskriterien", sagt Rabe. Und auch eine Trennung vom Hamburger Verlagshaus Gruner+Jahr (unter anderen "Stern", "Brigitte", "Capital") kommt für den 55-Jährigen nicht in Frage. Rabe verweist darauf, dass G+J sich vom Geschäft in Frankreich trennt. "Das Deutschland-Geschäft aber steht nicht zur Diskussion." Die Inhalte seien ein wichtiger Teil von Allianzen innerhalb des Bertelsmann-Konzerns wie bei der Zusammenarbeit mit RTL.

Bertelsmann hat weltweit mit mehr als 126 000 Mitarbeitern im Jahr 2019 rund 18 Milliarden Euro umgesetzt. Zum Konzernverbund gehören neben Penguin Random House (Bücher) unter anderem die Fernsehgruppe RTL Group, der Zeitschriftenverlag Gruner + Jahr, das Musikunternehmen BMG und der Dienstleister Arvato. Den größten Anteil der Umsätze steuert im Konzern RTL bei, gefolgt von Arvato.

Eigentümer von Bertelsmann sind zum Großteil Stiftungen, darunter die Bertelsmann-Stiftung. Die Familie Mohn hält die restlichen Anteile von knapp 20 Prozent./lic/DP/nas