Rom/Bern (awp/sda/apa) - Ein Gericht in der norditalienischen Stadt Vercelli hat am Freitag die Eröffnung eines neuen Prozesses gegen den Schweizer Unternehmer Stephan Schmidheiny wegen fahrlässiger Tötung beschlossen. Dabei geht es um den Tod von 392 Arbeitnehmern, der laut Anklage auf asbestbedingte Krankheiten zurückzuführen ist.

Die von Schmidheiny geführte Schweizer Eternit-Gruppe SEG war von 1973 bis zum Konkurs 1986 zunächst grösster und später Hauptaktionär der Eternit Italia SpA. Allerdings war der Industrielle nie Verwaltungsrat oder Manager des italienischen Unternehmens, wie seine Verteidiger betonen.

Der neue Prozess, der nach Justizangaben am 27. November 2020 in der piemontesischen Stadt Novara beginnt, ist eines mehrerer Verfahren, die in Italien seit Jahren gegen Eternit laufen.

"Wir sind über den Beschluss enttäuscht, ein neues Verfahren gegen Schmidheiny zu eröffnen. Wir vertrauen der Justiz", sagte der Anwalt des Schweizer Unternehmers, Astolfo Di Amato am Freitag. Und Lisa Meyerhans, Sprecherin von Stephan Schmidheiny, schreibt in einer Mitteilung, alle Eternit-bis-Prozesse (übersetzt: "Eternit zum Zweiten") seien "sowohl formal als auch inhaltlich krass widerrechtlich".

Schmidheiny war im vergangenen Mai in Turin erstinstanzlich der fahrlässigen Tötung von zwei Personen schuldig gesprochen und zu vier Jahren Haft verurteilt worden. Laut der Anklage stehen die beiden Todesfälle im Zusammenhang mit einer von der Eternit SpA in der Ortschaft Cavagnolo betriebenen Asbestzement-Fabrik, die 1982 geschlossen worden war. Schmidheinys Verteidigung ging in Berufung.

Ein weiterer Prozess, der von 2009 bis 2014 dauerte, hatte mit einem Freispruch für Schmidheiny geendet. Und im Mai 2018 schliesslich wies das oberste Gericht Italiens, der Kassationsgerichtshof in Rom, den Vorwurf vorsätzlichen Handelns als rechtlich unhaltbar zurück.

Stephan ist der jüngere Bruder von Thomas Schmidheiny, dem Grossaktionär des Schweizer Zementherstellers Lafarge-Holcim.

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