NEW YORK (dpa-AFX) - Der künftige US-Präsident Donald Trump hat den Chefs amerikanischer Tech-Konzerne nach Spannungen im Wahlkampf ein offenes Ohr versprochen. "Ruft einfach meine Leute an, ruft mich an, das macht keinen Unterschied. Wir haben hier keine formale Befehlskette", sagte Trump der versammelten Runde am Mittwoch. Zentrale Themen des Gesprächs sollen die Schaffung neuer Jobs und das Wirtschaftswachstum gewesen sein. Trump ging mit den Internet-Bossen damit deutlich behutsamer um als zum Beispiel mit den Chefs großer Fernsehsender, die er bei einem ähnlichen Treffen kurz nach der Wahl scharf kritisiert hatte.

Auch nachdem anwesende Journalisten am Mittwoch den Konferenzraum verlassen hatten, sei der Ton freundlich und versöhnlich gewesen, berichtete der Finanzdienst Bloomberg unter Berufung auf Teilnehmer. Trump habe mehr zugehört als gesprochen. Neben Jobs sei es auch um Einwanderung, Handel und die Beziehungen zu China gegangen. Während Trump oft gegen Einwanderer wetterte, ist das Silicon Valley auf Fachleute aus dem Ausland angewiesen.

Auch die Konzernchefs suchten offenkundig einen Weg, die Kontroversen mit Trump zu entschärfen. "Es ist sehr gut, hier zu sein", zitierte Bloomberg Apple -Chef Tim Cook aus einer Abschrift des Treffens. "Ich blicke der Möglichkeit entgegen, mit dem neugewählten Präsidenten darüber zu sprechen, wie wir helfen können, einige der angestrebten Dinge zu erreichen." Das Treffen habe rund zwei Stunden gedauert.

Die zum Teil milliardenschweren Spitzenmanager wie Cook, Google -Mitgründer Larry Page und Amazon -Chef Jeff Bezos waren auf Einladung Trumps nach New York geflogen. Im Wahlkampf hatte das Silicon Valley größtenteils auf der Seite von Trumps demokratischer Widersacherin Hillary Clinton gestanden. Sein prominentester Unterstützer war der Internet-Investor und Mitgründer des Bezahldienstes Paypal, Peter Thiel, der auch das Treffen am Mittwoch mit eingefädelt hatte.

Er sei hier, um den Tech-Konzernen zu helfen, versicherte Trump. "Es gibt niemanden wie Euch auf der Welt." An dem Treffen nahmen auch drei der Trump-Kinder teil: Ivanka, Donald Jr. und Eric. Ihre Anwesenheit bei offiziellen Treffen von Trump wurde wiederholt als Interessenkonflikt kritisiert.

Zu dem Treffen im New Yorker Trump Tower kamen auch Microsoft -Lenker Satya Nadella, der Chef des Elektroauto-Herstellers Tesla , Elon Musk, sowie IBM -Chefin Ginni Rometty und Intel -Spitzenmanager Brian Krzanich. Facebook -Gründer Mark Zuckerberg schickte seine Geschäftsführerin Sheryl Sandberg. Sie wurde neben dem designierten Vizepräsidenten Mike Pence platziert. Thiel saß zwischen Trump und Apple-Chef Cook.

Trump hatte die Tech-Konzerne - allen voran Apple - aufgefordert, mehr Produktion in die Heimat zu bringen. Das Treffen in New York wurde zudem mit Spannung erwartet, weil das Verhältnis mehrerer IT-Chefs mit Trump während des Wahlkampfs schwierig war. Vor allem hatten sich der neugewählte Präsident und Amazon-Chef Bezos, dem auch die Trump-kritische "Washington Post" gehört, in den vergangenen Monaten gegenseitig attackiert. Twitter-Chef Jack Dorsey war laut Medienberichten nicht eingeladen - obwohl der Kurznachrichtendienst als Plattform eine zentrale Rolle für Trump im Wahlkampf gespielt hatte.

Die Schaffung neuer Jobs ist eines der großen Versprechen, mit denen Trump zum Präsidenten gewählt wurde. Nahezu die gesamte Elektronik-Branche weltweit lässt aber schon seit langem vor allem in China produzieren. Die Unternehmen betonen, Gründe seien nicht nur die niedrigeren Lohnkosten, sondern auch die Nähe zu Zulieferer-Ketten und das große Angebot an motivierten jungen Arbeitskräften.

Zugleich können Tim Cook und Co. durchaus gemeinsame Interessen mit Trump finden: Die Tech-Firmen machen sich schon lange für eine Steuerreform stark. Vor allem geht es darum, dass für die Auslandsgewinne ein niedrigerer Steuersatz als die aktuellen 35 Prozent gilt. Die Steuern werden erst fällig, wenn das Geld tatsächlich in die USA kommt - also stapeln sich die Milliardengewinne im Ausland. Allein Apple sitzt auf einem Geldberg von über 230 Milliarden Dollar (rund 216 Milliarden Euro), von denen sich über 90 Prozent außerhalb der USA befinden./ki/DP/stk