Zürich (awp) - Der Industriekonzern ABB hat im ersten Quartal 2016 wegen des schwierigen Marktumfelds weniger Umsatz erzielt und weniger Aufträge hereingeholt. Das Vorjahresquartal war allerdings aufgrund von Grossaufträgen sehr stark gewesen, so dass ein Basiseffekt mitspielt. Deutlich besser fielen trotz des Gegenwinds aus den Märkten die operative Marge und die Cash-Generierung aus. Das Unternehmen zeigt sich denn auch relativ zufrieden. Für das Gesamtjahr wird unverändert mit einem schwierigen und von Unsicherheiten geprägten Umfeld gerechnet.

Der Auftragseingang sank im Berichtsquartal um 11% auf 9,25 Mrd USD, bereinigt um Währungs- und Konsolidierungseinflüsse ergab sich ein Minus auf vergleichbarer Basis von 7%. Die Aufwertung des US-Dollars gegenüber der Vorjahresperiode führte hier zu einem negativen Effekt von 4%, wie ABB am Mittwoch mitteilte. Dabei blieb der Eingang an Basisaufträgen stabil, wogegen die Grossaufträge nach dem starken Vorjahr um 30% einbrachen.

Der Umsatz reduzierte sich gegenüber dem Vorjahresquartal um 8% auf 7,90 Mrd (vergleichbar -2%), wobei der Service-Anteil um 1 Prozentpunkt auf 18% anzog.

MÄRKTE BLEIBEN SCHWIERIG - DENNOCH BESSERE MARGE

Die Nachfrage in den drei grossen Kundensegmenten habe die anhaltenden makroökonomischen Unsicherheiten und Herausforderungen widerspiegelt, heisst es zur Entwicklung im Quartal. Versorgungsunternehmen seien weiterhin zurückhaltend geblieben, hätten jedoch erneut verschiedene Investitionen vorgenommen. CEO Ulrich Spiesshofer zeigt sich indes nicht unzufrieden: "Unsere konstanten Basisaufträge und unser Book-to-Bill-Verhältnis sind ein klares Indiz dafür, dass unser Fokus auf organisches Wachstum und die neue, marktorientierte Organisationsstruktur in einem herausfordernden Marktumfeld Wirkung zeigen."

Regional betrachtet wurde die Nachfrage in Europa durch den Bausektor und die Integration erneuerbarer Energien positiv beeinflusst, während die Industrienachfrage stabil blieb. Auf dem amerikanischen Kontinent war die Nachfrage bei schwächerer Industrietätigkeit gedämpft, insbesondere im Öl- und Gassektor und in der Mineral- und Bergbauindustrie. In Asien, dem Nahen Osten und Afrika (AMEA) gab es indes Anzeichen einer positiven Nachfrageentwicklung.

Der operative EBITA ging um 1% auf 943 Mio USD zurück, während sich auf vergleichbarer Basis ein Plus von 2% ergab. Die operative EBITA-Marge legte gegenüber dem Vorjahr indes um 90 Basispunkte auf 12,0% zu. Die Verbesserung auf vergleichbarer Basis sei auf den Turnaround in der Division Stromnetze, auf die fortlaufende Verbesserung der Produktivität sowie auf Kostensenkungsmassnahmen zurückzuführen. Einen positiven Effekt hatte zudem die Anpassung konzerninterner versicherungstechnischer Rückstellungen.

REINGEWINN VON RESTRUKTURIERUNGSKOSTEN BELASTET

Der Reingewinn schliesslich fiel um 11% auf 500 Mio. Dieser Rückgang wird vor allem mit Restrukturierungskosten und damit verbundenen Aufwendungen sowie Wechselkursänderungen und mit zeitlichen Differenzen in Bezug auf Rohstoffgeschäfte begründet. Insgesamt hat ABB die Analysten-Schätzungen ausser beim Umsatz klar übertroffen.

Die laufende strategische Portfolioüberprüfung in der Division Stromnetze verläuft gemäss Mitteilung nach Plan. Darüber informiert werden soll allerdings erst am Capital Markets Day am 4. Oktober 2016.

Eine konkrete Prognose für das Geschäftsjahr 2016 gibt es wie üblich nicht. Das Unternehmen bleibt aber zurückhaltend und geht noch nicht von einer Verbesserung des konjunkturellen Umfelds aus. "Es ist weiterhin 'Schwerwetter-Segeln' angesagt", meinte CEO Ulrich Spiesshofer. 2016 dürfte der Gegenwind in den Märkten anhalten und die Unsicherheiten hinsichtlich Konjunktur und Politik gross bleiben, lautet seine Einschätzung.

Mit Blick auf Asien streicht Spiesshofer China und Indien hervor. China befinde sich zwar in einer Transformationsphase hin zu einer Konsumgesellschaft, dennoch bleibe das Land im Wachstumsmodus. Die Entwicklung in Indien bezeichnet er als solid und hoffnungserweckend. In den USA seien derweil einige makroökonomische Signale positiv, hiess es.

cf/uh