Zürich (awp) - Der Industriekonzern ABB veröffentlicht am Donnerstag, 25. Juli, die Ergebnisse zum zweiten Jahresviertel 2019. Insgesamt haben acht Analysten zum AWP-Konsens beigetragen.

(in Mio USD)                  AWP-Konsens         Q2 2018 
 
Auftragseingang                  7'260             7'133    
Umsatz                           6'964             6'731     
operativer EBITA                   814               855   

FOKUS: ABB präsentiert die Zahlen zum zweiten Quartal 2019 zum ersten Mal gemäss der geänderten Divisionsstruktur. Über die sich nach dem Verkauf an Hitachi im Ablöseprozess befindende Division Stromnetze wird nur unter der Rubrik "nicht weiter geführtes Geschäft" berichtet. Die verbliebenen drei Divisionen wurden per April 2019 erneut in vier Divisionen aufgeteilt, nämlich Elektrifizierung, Industrieautomation, Antriebe sowie Robotik & Fertigungsautomation. Die Vergleichbarkeit der Ergebnisse mit dem Vorjahr ist entsprechend eher schwierig.

Unabhängig davon gehen die Analysten davon aus, dass sich die Dynamik in verschiedenen Geschäftsbereichen von ABB abgeschwächt haben dürfte. Die Krise der weltweiten Autoindustrie dürfte sich dabei insbesondere in der Division Robotik & Fertigungsautomation niedergeschlagen haben. Ausserdem wird erwartet, dass sich die Währungen negativ auf Umsatz und Auftragseingang ausgewirkt haben.

Der Gewinn wird von verschiedenen Sonderkosten belastet sein. So dürfte sich erneut die Akquisition von GE Industrial Solutions negativ bemerkbar machen, ebenso der kürzlich bekanntgegebene Verkauf des Solarwechselrichter-Geschäfts sowie auch Kosten für den laufenden Konzernumbau mit der Abschaffung der Matrixstruktur.

Weiter ist zudem die Frage nach dem Nachfolger für den ehemaligen CEO Ulrich Spiesshofer offen, welcher im April gegangen ist und seither interimistisch von VR-Präsident Peter Voser ersetzt wird. Einzelne Analysten spekulieren damit, dass der Name dieser Person bald bekanntgegeben wird, dass es aber noch eine Weile dauern könnte, bis er seine Aufgabe übernimmt. Dies deute auf einen externen Nachfolger, welcher noch bei einem anderen Unternehmen engagiert ist.

ZIELE: Für das Gesamtjahr 2019 stellte Finanzchef Timo Ihamuotila im April eine gegenüber dem Vorjahr verbesserte operative Marge (EBITA) in Aussicht, welche aber weiterhin von der Integration der Sparte Industrial Solutions von General Electric belastet sein werde. Die mit dem Verkauf der Sparte Stromnetze und der Auflösung der bisherigen Matrixstruktur verbundene Transformation des Unternehmen befindet sich laut Ihamuotila auf Kurs.

Peter Voser fügte zudem an der Generalversammlung vom Mai an: "Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, insbesondere im Europa, sehen wir Umsatzwachstum und Margen-Verbesserung im Jahr 2019." Er bestätigte dabei die bisherige Spannbreite für die mittelfristig angestrebte operative Gewinnmarge auf Stufe EBITA von 13 bis 16 Prozent.

Voser rechnet für ABB aber auch mit einem turbulenten Jahr 2019. "Es gibt deutlichen Gegenwind in einigen der Märkte, in denen wir tätig sind", sagte Peter Voser vor zwei Wochen in einem Interview.

PRO MEMORIA: Beim ABB kam es im April zu einem Wechsel an der Spitze. Der in den vergangenen Jahren immer wieder kritisierte Ulrich Spiesshofer gab seinen Posten als Konzernchef per sofort ab. Interimistisch übernahm VR-Präsident Peter Voser das Ruder. Spiesshofer warf das Handtuch zu einem überraschenden Zeitpunkt. Denn nur weniger Monate zuvor hatte der Konzern den von verschiedenen Aktionären immer wieder geforderten Verkauf der Stromnetzsparte in die Wege geleitet.

Die Profitabilität im ersten Quartal wurde durch die Integration der von General Electric übernommenen Sparte Industrial Solutions (GEIS) belastet. Hinzu kamen negative Effekte durch so genannte "Stranded Costs", die im Zusammenhang mit dem laufenden Devestitionsprozess der Stromnetzsparte anfielen. "Stranded Costs" sind laut ABB die vom Konzern für die Division Stromnetze erbrachte Dienstleistungen, die aber nicht die Kriterien für eine Bilanzierung als nichtfortgeführte Aktivitäten erfüllen.

ABB geht davon aus, dass der Grossteil dieser Kosten entweder auf die Stromnetze übertragen wird, oder mit dem im ersten Halbjahr 2020 erwarteten Abschluss der Transaktion wegfällt.

AKTIENKURS: Der Aktienkurs von ABB hat von den zahlreichen Änderungen keine Impulse bekommen. Im Vergleich zum Stand von Ende 2018 hat das Papier leicht nachgegeben, womit sich zum um rund 18 Prozent höheren Gesamtmarkt SMI eine doch recht grosse Diskrepanz ergibt. Bereits im Vorjahr hatten ABB mehr als 28 Prozent an Wert verloren.

yl/cf