Emmen LU (awp) - Der noch bis Ende Jahr amtierende Emmi-Chef Urs Riedener hat den Zentralschweizer Milchverarbeiter in seiner 14-jährigen Amtszeit stark internationalisiert. "Wir werden in diesem Jahr an der 60-Prozent-Marke für den Auslandumsatz kratzen", sagt der designierte Verwaltungsratspräsident im Interview mit AWP.

Ein Hemmnis ist allerdings der Wechselkurs: "Wenn der Euro gegenüber dem Franken nicht immer schwächer würde, würden wir vermutlich sogar mehr als 70 Prozent des Umsatzes im Ausland erzielen", so Riedener. Er glaubt, dass das Unternehmen weiterhin deutlich vom Wachstum im Ausland profitieren dürfte, während der Markt in der Schweiz in vielen Segmenten inzwischen gesättigt sei.

Unter seiner Ägide hat das Unternehmen zudem verstärkt auf die sogenannte Premiumisierung des Sortiments gesetzt - also mit teureren, höherwertigen Produkten die Marge verbessert. Diese Strategie ist in der aktuell inflationären Situation allerdings nicht mehr so einfach. "Wir sehen eine gewisse Kaufzurückhaltung", sagte Riedener.

Allerdings ist er überzeugt, dass die Menschen auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nicht lange auf Genussprodukte wie Dessert oder das meistverkaufte Einzelprodukt des Unternehmens - den "Emmi Caffè Latte" - verzichten. Darum sieht er auch wieder einen Aufschwung nach dem kurzfristigen Margentaucher.

Auf Kurs mit Guidance

Nachdem das Unternehmen diesen Sommer seine Gewinnaussichten hat senken müssen, sieht Riedener Emmi auf Kurs, die angepeilten Ziele für den EBIT von 265 bis 280 Millionen Franken und eine Reingewinnmarge zwischen 4,5 und 5 Prozent zu erreichen. "Wir haben aber auch gesagt, dass wir am unteren Rand abschneiden werden", so der CEO.

Unter Riedeners Führung war das Unternehmen Emmi äusserst erfolgreich. Per Ende Jahr tritt er nun von seinem Posten zurück und übergibt die Konzernleitung an die jetzige Finanzchefin Ricarda Demarmels. Ab Frühling wird er dann als Verwaltungsratspräsident die strategischen Entscheide mitverantworten.

Zusammen mit den restlichen Verwaltungsrat werde er ein guter Sparringpartner sein für das Management, erklärte Riedener. Doch operativ müsse die Firma von der Geschäftsleitung geführt werden. "Ich habe nicht vergessen, welche Freiheiten ich hatte", sagt er. Diese Freiheiten werde er auch seiner Nachfolgerin gewähren.

Angesprochen auf seine besonderen Errungenschaften an der Spitze von Emmi betont Riedener vor allem das gute Verhältnis mit den Bauern, also den Milchproduzenten. "Als ich angefangen habe, waren die Milchproduzenten und die -verarbeiter sehr zerstritten. Wir konnten aber beweisen, dass es allen nützt, wenn man gut zusammenarbeitet und Konfrontation auf die Dauer nichts bringt", sagt er. Indem der Hauptaktionär entschieden habe, einen Teil der Dividende wieder an die Bauernhöfe zurückzugeben, sei ein Ökosystem entstanden, "bei dem der Wert einer funktionierenden Milchwirtschaft sichtbar wird", so Riedener.

Stolz sei er aber auch auf die kontinuierliche Verbesserungen im Unternehmen. Heute sei Emmi viel stabiler aufgestellt als am Anfang seiner Amtszeit und in wachstumsstarken Nischen tätig. "Damit haben wir hoffentlich das Fundament gelegt, auf dem Emmi weiterhin sehr erfolgreich sein kann."

(Das vollständige Interview mit Emmi-Chef Urs Riedener ist auf dem AWP-Premium-Dienst zu lesen.)

tv/uh