Zürich (awp/sda) - Die Credit Suisse steht an ihrer diesjährigen Generalversammlung nicht nur wegen ihrer Boni in der Kritik. Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen kritisieren die Beteiligung der Grossbank bei der Finanzierung der umstrittenen North Dakota Access Pipeline in den USA.

Während der Rede von CS-Chef Tijame Tiam liessen zwei Greenpeace-Aktivisten ein gelbes Plakat vor der Tribüne herunter mit der Aufschrift "Stop dirty pipeline deals". Tiam sagte dazu: "Ich unterstütze die freie Meinungsäusserung", und fuhr fort.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker teilte zudem am Freitag mit, sie reiche Beschwerde ein beim Nationalen Kontaktpunkt (NCP) für die OECD-Leitsätze (angesiedelt beim Staatssekretariat für Wirtschaft Seco). Vor dem Zürcher Hallenstadion, wo die GV stattfindet, demonstrierte die Organisation mit Flugblättern und farbigen Federn.

Der Protest richtet sich gegen eine Pipeline, die im US-Bundesstaat North Dakota durch ein Gebiet verlaufen soll, in dem der Stamm der Standing Rock Sioux heilige Stätten hat. Die Ureinwohner sind nicht nur über die Entweihung des Landes empört, sondern befürchten auch, dass ihr Trinkwasser durch Leitungslecks verseucht werden könnte.

Proteste wegen Boni

Von den Aktionären droht der CS allerdings insbesondere wegen ihrer Vergütungspolitik Gegenwind. Credit-Suisse-Verwaltungsratpräsident Urs Rohner entschuldigte sich an der Generalversammlung für seine mangelnde Sensibilität bei der Beurteilung der Lohnbemessung. Es habe nur eine grosse Uneinstimmigkeit gegeben.

"Wir mussten massive Kritik gegenwärtigen, sei es an den Vergütungen, aber auch sonst", sagte Urs Rohner. Beim Entscheid über die Boni-Zahlungen habe es zwischen dem Verwaltungsrat und den Aktionären und Stimmrechtsberatern nur einen wirklich grossen Unterschied gegeben. Es ging um die Einschätzung, ob die Busse rund um den Steuerstreit mit den USA von total 2,48 Milliarden Dollar bemessen werden soll oder nicht. "Wir akzeptieren, dass man diesbezüglich anderer Meinung sein kann."

Aktionäre protestierten laut im Saal. Immer mehr Aktionäre ergriffen das Wort, allerdings konnte man sie nicht im ganzen Saal hören. Sie betonten, dass sie ein Recht hätten zu sprechen.