Zürich (awp) - Die Telekommunikationsanbieterin Swisscom publiziert am Donnerstag, 29. Oktober, die Neunmonatszahlen 2020. Insgesamt haben fünf Analysten zum AWP-Konsens beigetragen.

9M 2020E
(in Mio Fr.)    AWP-Konsens     9M 2019A   

Nettoumsatz        8'144         8'456         
EBITDA             3'297         3'360         
EBIT               1'470         1'529         
Reingewinn         1'098         1'181         

FOKUS: Dass die Swisscom bisher relativ unbeschadet durch die Coronakrise gekommen ist, dürfte sich auch im Sommer nicht geändert haben. Von Juli bis September hat nach Einschätzung von Analysten die bisherige Entwicklung angehalten. Die Experten rechnen mit einem weiteren gemässigtem Rückgang von Umsatz, EBITDA und Reingewinn. Dabei hält auch das bisherige Muster an. Die Swisscom erodiert in der Schweiz, während die italienische Tochter Fastweb auf Wachstumskurs ist.

Allerdings hat die Coronakrise auch Auswirkungen auf den "blauen Riesen". So dürften die Roamingeinnahmen nach dem Kollaps im Lockdown wieder zugenommen haben. Aber die Reisetätigkeit während der Sommerferien lag heuer deutlich unter dem Vorjahr und damit auch die Benutzung von Handys im Ausland. Auf der anderen Seite liegen auch die Roamingkosten tiefer. Auch die Geräteverkäufe dürften zugelegt haben, da nun wieder alle Shops offen sind. Gleichzeitig ging der Preisdruck im Mobilfunk bei Privat- und Geschäftskunden weiter.

Der Zusammenschluss von UPC und Sunrise wird nach Ansicht von Swisscom-Chef Urs Schaeppi die Marktdynamik in der Schweiz nicht grundsätzlich ändern. "Der Wettbewerb wird hart bleiben und von Innovationen getrieben sein. Die Preise werden sicher nicht hoch gehen", hatte Konzernchef Urs Schaeppi im August bei der Vorlage der Halbjahreszahlen gesagt. Nach Ansicht von Analysten dürfte die Swisscom wieder Kunden während der Zusammenführung von UPC und Sunrise zurückgewinnen, die sie wegen der Abschaltung der analogen Telefonie verloren hatte.

Auf die längere Sicht werden allerdings die Kampfpreise von Salt auf dem Glasfasernetz stärker aufs Ergebnis durchschlagen. Die Kunden könnten in den städtischen Gebieten vermehrt zu Billigmarken wechseln, was nicht nur die Swisscom, sondern auch Sunrise treffe, meint ein Analyst. Dies treibe die fusionierte Konkurrentin Sunrise/UPC dazu, vermehrt auf dem Land, dem Kernmarkt der Swisscom, mit dem Breitbandangebot übers Mobilfunknetz neue Kunden anzulocken.

ZIELE: Für das Gesamtjahr 2020 hatte das Swisscom-Management im August seinen bisherigen Ausblick grösstenteils bestätigt. Die Gruppe peilt im Gesamtjahr neu wegen Corona einen leicht tieferen Umsatz von rund 11,0 Milliarden Franken an, nachdem sie bisher von rund 11,1 Milliarden ausgegangen war. Beim EBITDA rechnet die Swisscom weiterhin mit rund 4,3 Milliarden. Ausserdem wird eine erneut unveränderte Dividende von 22 Franken versprochen, wenn die Ziele erreicht werden.

Die Swisscom ohne Fastweb dürfte aufgrund des hohen Wettbewerbs- und Preisdrucks sowie einer anhaltenden Reduktion der Festnetztelefonanschlüsse einen tieferen Umsatz erzielen. Als Folge von Corona würden die Roamingeinnahmen sinken. Dies kann die Swisscom nicht vollständig durch Kosteneinsparungen kompensieren. Der EBITDA auf angepasster Basis dürfte deshalb sinken.

Dagegen erwartet die Konzernspitze ein Wachstum und mehr Betriebsgewinn bei Fastweb. Die Investitionen dürften indes sinken.

PRO MEMORIA: Die Swisscom hat Ende September ihr Unterhaltungsangebot erneuert, das unter dem Dach der Marke "blue" zusammengefasst wird. Die bisherigen Namen "Swisscom TV, "Bluewin", "Teleclub" und "Kitag Kinos" sind verschwunden. Das bisherige Swisscom TV läuft als App auf Smartphones, Tablets und als Webplayer auf Computern sowie auf den TV-Geräten von Samsung. Die neue App wird auch auf den TV-Boxen von UPC aufgeschaltet. Die Aufschaltung bei weiteren Konkurrenten ist im nächsten Jahr geplant.

Auch die Unterhaltungspakete der Bezahltochter Teleclub gibt es neu für Kunden anderer Internetanbieter. Das Sportangebot mit dem Paradepferd Champions League kann entweder als Paket oder in einzelnen Spielen bezogen werden. Neu sind alle Produkte auf allen Plattformen zum gleichen Preis verfügbar. Mit der Zusammenfassung der Unterhaltung unter einem Dach und der Ausweitung auf Kunden anderer Anbieter will die Swisscom neue Nutzer gewinnen, ohne Zahlen zu nennen.

Zudem gibt die Swisscom bei den Surfgeschwindigkeiten Gas. Auf dem Festnetzanschluss hat sie mit neuer Netzwerktechnologie in einer realen Netzumgebung im Download eine Bandbreite von 50 Gigabit pro Sekunde (Gbit/s) und im Upload von 25 Gbit/s erreicht. Heute liegt das Spitzentempo für Privatkunden bei 10 Gbit/s.

Auch in der Bahn soll das Surfen schneller werden. Auf einer Teststrecke am Walensee hat sie mit einem Handyantennenkorridors entlang der Bahngleise ein Höchsttempo von mehr als 1,2 Gbit/s in einen fahrenden Zug gebracht. Das ist achtmal mehr als bisher. Nun folgen Gespräche mit Bahnbetreibern und den Mobilfunkanbietern Salt und Sunrise. Denn das langfristige Ziel der Swisscom ist eine lückenlose Mobilfunkabdeckung entlang der Eisenbahnhauptachsen für alle Mobilfunknutzer und -anbieter der Schweiz. Der Antennenkorridor soll auch Salt und Sunrise offenstehen.

Die Swisscom gibt im Herbst 2021 ein Callcenter-Gebäude in Biel an der Aarbergstrasse auf, das noch die Telecom PTT im Jahr 1994 gebaut und später verkauft hatte. Grund für den Wegzug ist laut Firmenangaben die Standortkonsolidierung aufgrund der auslaufenden Mietverträge und des sinkenden Bedarfs an fest zugeteilten Arbeitsplätzen.

Die Swisscom hat im September über die digitale Kapitalmarktplattform Valyo der Raiffeisen-Gruppe Valyo eine elfjährige Anleihe im Volumen von 100 Millionen Franken begeben. Die Anleihe der Swisscom wird mit einem Coupon von 0,13 Prozent verzinst.

Die Swisscom hat ihre Tochter Mila im Oktober ans Management verkauft. Die Plattform, die Hilfe bei technischen Problemen vermittelt, wird von ihrem bisherigen CEO Chris Viatte und internationalen Investoren übernommen. Die Zusammenarbeit mit Mila will die Swisscom aber fortführen.

AKTIENKURS: Die Swisscom-Aktie ist im laufenden Jahr schlechter gelaufen als der Gesamtmarkt. Der Titel büsste seit Jahresbeginn rund 8 Prozent ein und kostet aktuell rund 470 Franken. Dagegen hat der Leitindex SMI lediglich rund 6 Prozent verloren.

AKTIENEINSTUFUNG: Gemäss AWP-Analyser bewerten Analysten den Titel von Swisscom folgendermassen:

Homepage: www.swisscom.ch

jl/jb