WIESBADEN (awp international) - Auch der Immobilienfinanzierer Aareal Bank folgt jetzt der EZB-Aufforderung und zahlt wegen der Corona-Unsicherheit vorerst keine Dividende aus. Der Hauptversammlung am 27. Mai werde vorgeschlagen, den Bilanzgewinn 2019 zunächst nicht zur Ausschüttung einer Dividende zu verwenden, teilte das Finanzinstitut am Sonntagabend in Wiesbaden mit. "Der Vorstand behält sich vor, einer eventuellen weiteren, späteren Hauptversammlung einen neuen Gewinnverwendungsvorschlag zu unterbreiten, wenn die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie sicherer bewertet werden können und die Marktsituation dies zulässt."

Die Europäische Zentralbank (EZB), die auch für einen Teil der Bankenaufsicht in der Eurozone zuständig ist, hatte die Banken aufgefordert, bis zumindest 1. Oktober keine Dividenden auszuschütten, um mit dem Geld zunächst weiter die Bilanz zu stärken. Zahlreiche Banken hatten daher in den vergangenen Tagen angekündigt, die Dividende zu streichen oder zumindest auszusetzen. Die Aareal Bank hatte Ende Februar mitgeteilt, für 2019 eine Dividende von zwei Euro je Aktie zahlen zu wollen. Da der Gewinn im vergangenen Jahr gesunken war, wären das ohnehin zehn Cent weniger gewesen als für 2018.

"Wir halten aufgrund der EZB-Empfehlung und angesichts der grossen Unsicherheiten im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie gleichwohl eine Verschiebung der finalen Entscheidung über eine Dividende für angemessen", sagte Bankchef Hermann Merkens. "Wir werden die weitere Entwicklung aufmerksam beobachten und zu gegebener Zeit auch mit Blick auf die Interessen unserer Aktionäre neu bewerten." Die Aareal Bank reiht sich damit in die Liste der europäischen Banken ein, die nach der EZB-Aufforderung die Dividendenauszahlung gestoppt haben.

Das Institut hatte sich zunächst noch gesträubt, will das Geld aber jetzt doch erst einmal im Haus halten. Bei der Vorlage des Geschäftsberichts Ende März hatte sie nur mitgeteilt, dass sie die aktuellen Entwicklungen und Diskussionen aufmerksam beobachten und "verantwortungsvoll bewerten" werde. Doch in den Tagen danach wurde der Druck der Aufseher grösser, so dass der Schritt letztlich keine Überraschung mehr war. An der Börse spielte die Entscheidung, die Dividende erst einmal nicht zu zahlen, keine grosse Rolle mehr.

Die im MDax notierte Aareal-Bank-Aktie legte in einem freundlichen Gesamtmarkt zum frühen Montagnachmittag um rund zweieinhalb Prozent zu und damit etwas weniger stark als der Index. Das Papier gehört wie die meisten anderen Banktitel zu den grössten Verlierern in dem seit 24. Februar anhaltenden Corona-Crash. Der Aareal-Bank-Kurs sank seitdem um mehr als die Hälfte. Mehr haben im MDax nur die Anteile der Deutschen Pfandbriefbank und Airbus verloren.

Bei den Banken sorgt vor allem die Furcht vor hohen Kreditausfällen infolge des zu erwartenden Wirtschaftseinbruchs für heftige Verluste. Die Aareal Bank gehörte aber schon vor der Corona-Krise zu einem der schwächsten Titel unter den deutschen Standardwerten. Seit dem Rekordhoch von knapp 43 Euro im April 2018 ging es um rund zwei Drittel nach unten. Mit einem Börsenwert von nicht einmal mehr 900 Millionen Euro ist die Bank zudem das Unternehmen mit der geringsten Marktkapitalisierung im MDax. Sollte sich der Kurs nicht erholen, droht der Abstieg in den SDax ./zb/stw/jha/