WIESBADEN (dpa-AFX) - Die Aareal Bank braucht einen neuen Vorstandsvorsitzenden. Der erkrankte Bankchef Hermann Merkens habe die Aufsichtsratsvorsitzende Marija Korsch darüber unterrichtet, dass er entgegen der ursprünglichen Erwartung nicht auf seinen Posten zurückkehren werde, teilte der Gewerbeimmobilien-Finanzierer am Dienstagabend in Wiesbaden mit. Korsch zufolge hat der Aufsichtsrat mit Blick auf die Nachfolge bereits "sehr vielversprechende Gespräche" geführt. Die Suche befinde sich in einem fortgeschrittenen Stadium.

Die Aareal-Bank-Aktie reagierte am Mittwoch kaum auf die Nachricht. Kurz nach Handelsstart gewann das Papier knapp 0,2 Prozent auf 22,86 Euro. Seit dem Jahreswechsel hat die Aktie zwar um rund 17 Prozent zugelegt, wird damit aber nur noch gut halb so hoch gehandelt wie vor drei Jahren. Erst im März war sie aus dem MDax in den Nebenwerte-Index SDax abgestiegen.

Merkens soll nun Ende April formell aus dem Vorstand ausscheiden. Der 1966 geborene Manager hatte die Führung der Bank 2015 übernommen. Anfang November 2020 verabschiedete er sich überraschend in eine krankheitsbedingte Auszeit, die zunächst drei bis vier Monate dauern sollte. Nachdem die Frist verstrichen war, hatte die Aareal Bank bereits von der Suche nach einem möglichen Nachfolger berichtet. Genaueres über Merkens' Erkrankung wurde bisher nicht bekannt.

"Wir bedauern es sehr, dass Hermann Merkens seine Aufgaben bei der Aareal Bank nicht wieder übernehmen kann", sagte Aufsichtsratschefin Korsch. Sie wünschte ihm eine rasche und vollständige Genesung. Bis ein neuer Bankchef gefunden ist, sollen Finanzchef Marc Heß und sein Vorstandskollege Thomas Ortmanns weiterhin die Geschäfte führen. Sie hatten Merkens' Aufgaben bereits im Herbst vorübergehend übernommen.

Im Zuge der Neubesetzung könnte das Führungteam dauerhaft schrumpfen. Wie seit Ende Februar bekannt, befasst sich der Aufsichtsrat mit der Größe und der Zusammensetzung des Vorstands. "Dieser Prozess zielt auf eine Optimierung der Aufstellung sowie auf eine Straffung des Gremiums und wird bereits in den nächsten Wochen Ergebnisse zeigen", hieß es nun.

Das Management ist ohnehin dabei, die Kosten der Bank zu senken, und will in der ersten Führungsebene unterhalb des Vorstands rund 15 Prozent der Stellen streichen. Auch dadurch soll der Betriebsgewinn bis zum Jahr 2023 auf etwa 300 Millionen Euro steigen.

Die Aareal Bank steht nicht erst nach dem Verlustjahr 2020 unter Druck, ihre Kosten zu senken. Der Hedgefonds Petrus Advisers, der zuletzt mehr als neun Prozent der Aktien hielt, hatte den Immobilienfinanzierer wiederholt für zu hohe Kosten kritisiert und das Kontrollgremium ins Visier genommen. So forderte er den Rücktritt von Aufsichtsratschefin Korsch und zwei anderen Mitgliedern des Gremiums. Für die anstehende Hauptversammlung brachte er statt dessen drei eigene Kandidaten ins Spiel.

Die Bank wies die Forderungen jedoch zurück. "Der Aufsichtsrat ist vollbesetzt und die Amtszeit sämtlicher Mitglieder läuft", hatte Korsch Anfang April erklärt. Es gebe weder rechtliche noch sonstige Gründe für eine Amtsniederlegung./stw/mis/jha/