HANNOVER (dpa-AFX) - Daimler-Vorstand
Das Bundesumweltministerium hatte die so genannte blaue Plakette zuletzt auf Eis gelegt. Trotzdem denken einige deutsche Großstädte laut über Dieselverbote nach.
Die Technologie für Elektromotoren sei inzwischen so weit, sagte Bernhard: "Zellpreise und Leistung der Batterien kommen ab 2020 an einen Punkt, an dem sich die Technologie lohnt." Zwischenschritte wie beim Pkw brauche es hier eigentlich nicht. "Denn die Lastwagen-Segmente sind sehr klar in Kurz- und Langstrecke getrennt."
Auf der IAA in Hannover stellt Daimler mehr oder weniger serienreife Nutzfahrzeuge mit Elektromotor aus, die für den Stadtverkehr gedacht sind. So wird der Kleinlaster Fuso Canter mit Elektromotor in Kleinserie gefertigt. Die Entwicklung ließ sich die Marke Fuso bislang 40 Millionen Euro kosten.
Im Juli hatte Daimler auch einen 26 Tonnen schweren E-Lastwagen mit 200 Kilometern Reichweite gezeigt. "Wir kommen annähernd an die gleiche Nutzlast wie bei vergleichbaren Dieselfahrzeugen", sagte Bernhard. Beim 26-Tonner wiegt die Batterie nur noch 2,5 Tonnen. Doch sie kostet: Beim Preis können die schweren Lastwagen mit Elektroantrieb noch nicht mit dem Diesel mithalten. Erst Anfang des kommenden Jahrzehnts sei auch die Markteinführung des schweren Lastwagen mit E-Antrieb vorstellbar.
Ein Van mit Elektroantrieb soll unterdessen schon in zwei Jahren in Serie gehen, wie der Konzern am Dienstag ankündigte. Das genaue Modell ließ Daimler offen. 2011 hatte der Konzern seinen Vito mit Elektroantrieb angeboten, das Projekt mangels Nachfrage aber wieder eingestellt. Erst vor zwei Wochen hatte Van-Chef Volker Mornhinweg ein "Show Car" mit Elektroantrieb auf Basis des Sprinter vorgeführt. 2018 sollen außerdem vollelektrische Stadtbusse soweit sein.
Der Bedarf ist offenbar da: Die Deutsche Post
Im Fernverkehr hingegen setzen die Lastwagenbauer vor allem auf spritsparende Maßnahmen. Klassische Fahrerassistenzsysteme sollen dazu beitragen, aber auch das sogenannte Platooning (englisch für "Kolonne fahren"). Dabei fahren mehrere miteinander vernetzte Lastwagen in einer Kolonne. Durch geringere Abstände nutzen sie unter anderem den Windschatten aus, fahren aber auch vorausschauender.
Der Daimler-Vorstand sieht neben rechtlichen Hindernissen aber zunächst einmal die Lastwagenbauer selbst in der Pflicht: "Beim Thema Platooning müssen erst einmal die Hersteller miteinander sprechen, um sich auf eine einheitliche Sprache zwischen den Fahrzeugen einigen."/ang/DP/stw