MÜNSTER (dpa-AFX) - Einen Notausstieg an der Frontscheibe, Lichtleisten und sicherere Gurte: Experten für Unfallforschung fordern bessere Vorkehrungen, wenn Reisebusse nach Unfällen evakuiert werden müssen. Lande ein solcher auf der Seite, sei es für Insassen oft schwierig bis unmöglich, das Fahrzeug aus eigener Kraft zu verlassen, kritisierten die Unfallforscher der Versicherer (UDV) am Dienstag in Münster.

"Reisebusse können im Unglücksfall leicht zur Falle werden. Sind die Ausstiegstüren versperrt, gibt es praktisch kein Entkommen", sagte Forschungsleiter Siegfried Brockmann bei der Vorstellung einer aktuellen Studie. Dafür haben die Experten mit Hilfe von Probandenversuchen, Befragungen und technischen Analysen erhebliche Defizite bei den Evakuierungsmöglichkeiten verunglückter Reisebusse herausgearbeitet.

In Unfallsimulationen zeige sich etwa, dass Dachluken oder Seitenscheiben oft nur mit "großen turnerischen Qualitäten" nutzbar seien. Deswegen schlagen die Experten den Einbau von Frontscheiben vor, die sich im Notfall von innen entfernen lassen. Auch eine vergrößerte Gangbreite, Lichtleisten zu den nächstgelegenen Notausstiegen sowie Dreipunktgurte, aus denen man sich auch in Schieflage besser befreien kann, könnten das Evakuierungstempo und damit die Sicherheit auch für ältere und weniger sportliche Fahrgäste erhöhen, so die Experten.

Reisebusse gelten zwar als vergleichsweise sicheres Verkehrsmittel; betrachtet man das Unglücksrisiko jedoch pro gefahrenem Kilometer, ist es laut Unfallforscher etwa vierfach höher als beim Auto. Bei allen Arten von Unfällen und auf alle Arten von Bussen bezogen werden in Deutschland jährlich etwa 6000 Buspassagiere verletzt, davon rund 500 schwer. Todesfälle sind selten und ihre Zahl schwankt von Jahr zu Jahr stark./fld/DP/zb