Dazu solle bis Jahresende ein Joint Venture gegründet worden, kündigten die Unternehmen am Dienstag an. Ziel sei die serienreife Entwicklung, Produktion und Vermarktung von Brennstoffzellensystemen für schwere Nutzfahrzeuge. Erste Schwerlaster mit Wasserstoffantrieb sollen in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts in Kleinserie auf den Markt kommen. Daimler und Volvo wollten damit demonstrieren, dass sie ergänzend zu Batterien auf diesen CO2-freien Antrieb setzten, um Klimaschutzziele zu erreichen, erklärte Daimler-Truck-Chef Martin Daum.

Mit dem Gemeinschaftsunternehmen, das rund 250 Mitarbeiter beschäftigt, können sich die Lkw-Hersteller die hohen Entwicklungskosten teilen. Volvo hatte die Technologie vor einigen Jahren aufgegeben. Die Schweden zahlen für ihre Hälfte 600 Millionen Euro an Daimler. Die Schwaben arbeiten schon mehr als zwei Jahrzehnte an den Antrieben, die mit Energie gespeist werden, die aus Wasserstoff und Sauerstoff gewonnen wird. Die Herstellung des Rohstoffs ist allerdings noch teuer, sodass Laster mit Brennstoffzelle viel mehr kosten als solche mit Diesel-Motor. Genug Abnehmer für große Stückzahlen erwartet Daum erst Mitte der 30er Jahre. Beide Hersteller wollten zunächst 100 Millionen Euro investieren. "Das ist ein guter Anfang, aber das wird nicht genug sein, wir werden noch deutlich mehr ausgeben müssen in den kommenden drei, vier Jahren", ergänzte Daum.

Für Daimler ist das Gemeinschaftsprojekt eine finanzielle Entlastung. Der Konzern kämpfte schon vor der Coronavirus-Krise mit Gewinnschwund wegen hoher Investitionen und einer Talfahrt der Auto- und Nutzfahrzeugkonjunktur. Mit dem Einfrieren des Geschäftslebens Anfang des Jahres in China und Ende März in Europa und den USA bricht der Absatz an allen wichtigen Märkten ein. Die Planungen zu dem Joint Venture hätten schon lange vor der Pandemie begonnen, erklärte Volvo-Chef Martin Lundstedt. Doch die jetzt sehr schwierige Lage der Branche mache das Projekt um so wichtiger. Der koreanische Autobauer Hyundai erprobt bereits mit ersten Kunden Brennstoffzellen-Lastwagen in der Schweiz.

Daimler fasst alle Brennstoffzellen-Aktivitäten mit den Produktionsstätten in Deutschland und Kanada in einer neuen Einheit zusammen. Auch die entsprechende Abteilung bei der Pkw-Schwester Mercedes-Benz soll darin aufgehen. Diese hatte zuletzt eine Brennstoffzellen-Variante des Geländewagens GLC herausgebracht. Bald werde das letzte Exemplar der Kleinserie des GLC F-Cell, der wegen der hohen Kosten nur vermietet und nicht verkauft wurde, produziert, sagte Daum. Es sei vorerst kein weiteres Auto mit diesem Antrieb geplant.

Die Lkw-Hersteller handeln unter klimapolitischem Druck. Bei Lastwagen müssen ähnlich wie bei Pkw nach Vorgaben der EU zur Eindämmung von Treibhausgas die CO2-Emissionen sinken. Daimler hatte im Oktober angekündigt, ab 2039 ausschließlich CO2-neutrale Fahrzeuge verkaufen zu wollen, damit bis 2050 nur noch emissionsfreie Nutzfahrzeuge auf den Straßen rollen. "Im Kontext des gegenwärtigen wirtschaftlichen Abschwungs ist eine Zusammenarbeit noch notwendiger geworden, um die Ziele des Green Deal in einem realistischen Zeitrahmen zu erreichen", erklärten die Unternehmen.