Zürich (awp) - Die Aktien des Industriekonzerns ABB legen am Donnerstag im frühen Geschäft im Anschluss an die Zweitquartalszahlen deutlich zu. Zwar hat sich das magere Umsatzwachstum aus dem ersten Quartal noch nicht beschleunigt, mit den übrigen Kennziffern hat das Unternehmen die Erwartungen aber klar übertroffen. "Solide Margen trotz schwachem Umsatz", lautet ein Fazit der Kommentatoren. Am Auftragseingang zeichne sich zudem ab, dass sich nun auch die Ausgangslage für die spätzyklischen Bereiche wieder zu verbessern beginne.

Bis um 09.40 Uhr legen ABB 4,9 Prozent auf 23,04 Franken zu. Der Gesamtmarkt (SMI) steht dagegen 0,01 Prozent tiefer.

In Marktkreisen wird insbesondere auf den starken Bestellungseingang und die verbesserte Profitabilität verwiesen. Dabei zeichnet sich offenbar eine Trendwende in den Prozessindustrien ab, für welche die Divisionen Industrieautomation sowie Robotik und Antriebe verantwortlich zeichnen. Die Entwicklung dieser beiden Divisionen sei ein Highlight, hält die Bank Vontobel in einer Einschätzung fest.

Und in einem Kommentar von Goldman Sachs heisst es, dass das zweite Quartal die Bestätigung bringe, dass das Gewinnmomentum von ABB an einem positiven Wendepunkt angelangt sei. Nach dem ersten Quartal seien auch im zweiten Quartal die Erwartungen übertroffen worden. Dabei bestätige sich, dass das Geschäft sich auch im spätzyklischen Bereich zu verbessern beginne. Zum ersten Mal seit dem dritten Quartal 2014 sei zudem das Verhältnis zwischen Auftragseingang und Umsatz in allen vier Divisionen bei über eins. Offenbar habe ABB auch die steigenden Rohmaterialkosten im Griff.

Unveränderter Ausblick

Baader Helvea verweist auf den bis auf Nuancen unveränderten Ausblick aus dem ersten Quartal. Die politischen Risiken werden einerseits nicht mehr nur als solche erwähnt, sondern nehmen laut ABB derzeit wieder zu. Auf der anderen Seite sieht ABB nun eine Erholungstendenz in den Prozessindustrien. Als positiv erachtet Baader Helvea zudem, dass der Integrationsprozess der übernommenen General Electric Industrial Solutions (GEIS) auf gutem Weg sei, auch wenn dieser die Marge des Konzerns und insbesondere der Sparte Elektrifizierungsprodukte im zweiten Semester belasten werde.

Die Bank Vontobel geht weiter davon aus, dass der konjunkturelle Rückenwind für ABB im zweiten Semester anhalten werde. Mehr Sorgen bereite aber der Blick nach vorne auf die Jahre 2019 und 2020, sollten sich die steigenden geopolitischen Verwerfungen bremsend auf das globale Wachstum auswirken.

Weniger euphorisch zeigt sich auch die Zürcher Kantonalbank. Bis auf die hohen Basisaufträge habe das Ergebnis zu weiten Teilen den Erwartungen entsprochen. Das organische Wachstum sei aber schwach und die Nachfrage nach Grossaufträgen weiterhin tief. Insgesamt sei der Ausweis als neutral zu werten, so die ZKB.

cf/ra