Zürich (awp) - Der Technologiekonzern ABB will schneller wachsen als bisher. Nebst einem ambitionierteren Wachstumsziel formuliert das Unternehmen auch die Vorgaben für die Rentabilität etwas schärfer als bisher. An den Börsenplänen für den Bereich E-Mobility wird festgehalten.

Von den bisherigen mittelfristigen Finanzzielen ändert sich insbesondere dasjenige für das Wachstum. Demnach strebt ABB ein jährliches Umsatzwachstum von durchschnittlich zwischen 4 und 7 Prozent auf vergleichbarer Basis an (bisher: 3-5%), wie das Unternehmen am Dienstag anlässlich eines Kapitalmarkttages mitteilte. Davon sollen 3 bis 5 Prozent aus eigener Kraft erreicht werden und 1 bis 2 Prozent über Akquisitionen.

ABB geht davon aus, fünf oder mehr kleine bis mittlere Akquisitionen jährlich zu tätigen. Finanziert werden sollen diese mit der "anhaltend starken Cashflow-Generierung".

Vorgenommen hat sich ABB auch eine Verbesserung der Umsatzqualität. Dazu soll der Fokus auf wachstumsstarke Segmente wie Rechenzentren, Nahrungsmittel und Getränke oder Ladeinfrastruktur für elektrische Fahrzeuge gerichtet werden. Darüber hinaus soll das Softwareportfolio ausgebaut, der Umsatz über Distributoren gesteigert und der Bereich der kurzzyklischen Produkte erweitert werden.

Noch nicht da, wo wir sein wollen

CEO Björn Rosengren zeigt sich mit dem in seiner nun bald zweijährigen Amtszeit Erreichten einigermassen zufrieden, aber noch nicht am Ziel. "In den letzten 24 Monaten hat ABB bei der Implementierung ihrer dezentralen Organisationsstruktur und Verbesserung der Umsatzqualität solide Fortschritte erzielt", lässt er sich zitieren. "Wir sind jedoch noch nicht da, wo wir sein wollen."

So wird auch das Ziel für die Gewinnmarge etwas ehrgeiziger umschrieben. Der angestrebte Wert für die operative EBITA-Marge liegt neu bei mindestens 15 Prozent, dies gilt aber erst ab dem Jahr 2023. Bisher galt für diese Marge ein Zielkorridor von 13 bis 16 Prozent, wobei es ebenfalls hiess, dass ab 2023 die Marge im oberen Bereich der Spanne liegen solle, also über 15 Prozent. Dieser Zielkorridor wird nun aber fallengelassen.

Bei diesen beiden Änderungen seien die unmittelbaren nachteiligen Margeneffekte im Zusammenhang mit dem Ausstieg aus den Divisionen Dodge (MPT) und Turbocharging berücksichtigt, so ABB.

Mit Blick auf das kommende Geschäftsjahr 2022 spricht ABB von einer weiterhin robusten Auftragssituation und der Erwartung einer positiven Marktdynamik. Weiterhin gilt es allerdings Störungen in der Lieferkette zu bewältigen, welche die Kundenlieferungen im vierten Quartal und wohl auch noch zu Beginn des neuen Jahres beeinflussen werden.

Devestitionen werden vorangetrieben

Weiterhin im Gang sind die Vorbereitungen für die geplanten Devestitionen. So ist unverändert geplant, bis im Sommer 2022 die Division Turbocharging über ein Spin-off an die bestehenden Aktionäre oder einen Verkauf zu veräussern. Welcher Weg gewählt werde, hänge ausschliesslich davon ab, welcher die grösste Wertschöpfung verspreche.

Ausserdem ist für das zweite Halbjahr 2022 die Veräusserung der Division Power Conversion vorgesehen. Und die Division E-Mobility soll nach wie vor an die Börse gebracht werden.

Die rechtliche Trennung von dieser Division soll im ersten Quartal 2022 abgeschlossen werden, bei günstigen Marktbedingungen könnte dann eine Kotierung an der Schweizer Börse im ersten Halbjahr 2022 angestrebt werden. ABB beabsichtigt weiterhin, eine Mehrheitsbeteiligung an E-Mobility zu behalten.

Hinsichtlich der Zukunftsaussichten verspricht sich ABB viel vom nachhaltigen Verkehr. Das Produktportfolio der vier Geschäftsbereiche von ABB, das dazu beiträgt, macht bereits etwa 10 Prozent des gesamten Auftragseingangs aus. Mittelfristig dürfte dieser Markt zweistellig zulegen und ABB das Marktwachstum übertreffen, so die Prognose. Treiber sind hier etwa Ladestationen für Elektroautos und -busse, Antriebssysteme für Bahnen, Lastwagen und Bergwerke sowie grüne Wasserstofftechnologien für die Schifffahrt.

Die bisherigen Nachhaltigkeitsziele werden bestätigt. So will ABB unter anderem die Kunden bei der Senkung ihrer jährlichen CO2-Emissionen um mehr als 100 Megatonnen unterstützen. 2022 wird ABB zudem ein Circularity Framework einführen, das zur Schonung von Ressourcen alle Phasen des Produktlebenszyklus abdeckt.

cf/rw