Zürich (awp) - Der Industriekonzern ABB veröffentlicht am Mittwoch, 23. Oktober, die Ergebnisse zum dritten Quartal 2019. Insgesamt haben zwölf Analysten zum AWP-Konsens beigetragen.

(in Mio USD)               AWP-Konsens           Q3 2018   
 
Auftragseingang               6'745               6'917        
Umsatz                        6'923               7'095       
operativer EBITA                792                 814        
Reingewinn                      398                 603       

FOKUS: ABB dürfte gemäss den Analysten den breiten konjunkturellen Abschwung in der Industrie im dritten Quartal gespürt haben, insbesondere in den Divisionen Antriebe sowie Robotics und Fertigungsautomation. Darauf deuten zumindest die verschiedenen Einkaufsmanagerindizes hin. Zudem sprechen die tieferen Rohstoffpreise oder das zurückhaltende Investitionsklima in Branchen wie Automobil, Elektronik oder Stromerzeugung gegen ein starkes Quartal. Auch die Währungseinflüsse dürften sich eher negativ ausgewirkt haben.

Entsprechend haben die Analysten die Erwartungen für ABB in den vergangenen Wochen stetig heruntergeschraubt und auch die Prognosen für das Jahr 2020 wurden mittlerweile reduziert. Dabei sehen sie vor allem eine Abschwächung der frühzyklischen Geschäftsfelder, während sich die längerfristigen besser gehalten haben sollten. Insgesamt prophezeien die Schätzungen im Vergleich zum Vorjahresquartal einen Rückgang sowohl beim Umsatz als auch beim Auftragseingang im tiefen einstelligen Prozentbereich.

ZIELE: Mit Blick nach vorne zeigte sich ABB im vergangenen Juli vorsichtig. Für den Umsatz auf vergleichbarer Basis wurde für das Gesamtjahr 2019 ein moderates Umsatzwachstum in Aussicht gestellt, welches vom Auftragsbestand des Unternehmens gestützt sein sollte. Die operative Gewinnmarge dürfte sich gemäss den Firmen-Prognosen auf Jahresbasis verbessern, dies dank einer verbesserten Performance von GEIS (General Electric Industrial Solutions), dem weiteren Wegfall von "Stranded Costs", Verbesserungen im Nicht-Kerngeschäft und durch das Vereinfachungsprogramm von ABB.

"Stranded Costs" sind Kosten, die im Zusammenhang mit dem laufenden Devestitionsprozess der Stromnetzsparte anfallen. Dies sind laut ABB die vom Konzern für die Division Stromnetze erbrachte Dienstleistungen, die aber nicht die Kriterien für eine Bilanzierung als nichtfortgeführte Aktivitäten erfüllen.

PRO MEMORIA: Über die sich nach dem Verkauf an Hitachi im Ablöseprozess befindende Division Stromnetze wird nur unter der Rubrik "nicht weiter geführtes Geschäft" berichtet. Die verbliebenen drei Divisionen wurden per April 2019 erneut in vier Divisionen aufgeteilt, nämlich Elektrifizierung, Industrieautomation, Antriebe sowie Robotik & Fertigungsautomation. Die Vergleichbarkeit der Ergebnisse mit dem Vorjahr ist entsprechend eher schwierig.

Geklärt ist mittlerweile die Frage nach dem Nachfolger von Ulrich Spiesshofer als CEO. Im August hatte ABB Björn Rosengren zum neuen Konzernchef ernannt. Er wird per Februar 2020 bei ABB beginnen und per Anfang März den interimistisch auch als CEO agierenden VR-Präsidenten Peter Voser ablösen. Der 60-jährige Schwede leitet seit 2015 den Technologiekonzern Sandvik.

Die grössten ABB-Aktionäre Investor und Cevian zeigten sich in der Folge zufrieden mit der Ernennung Rosengrens.

Bereits im Juli hatte ABB das Geschäft mit Solarwechselrichtern verkauft. Der Bereich mit rund 800 Mitarbeitenden und einem Umsatz von zuletzt 290 Millionen US-Dollar ging an den italienischen Konzern Fimer. Die Transaktion soll die Zukunftsperspektiven der Sparte Elektrifizierung verbessern und die Ausrichtung des Portfolios auf andere Wachstumsmärkte ermöglichen.

Ab dem zweiten Halbjahr erwartet ABB in diesem Zusammenhang mit Separations- und Abwicklungskosten von bis zu 40 Millionen US-Dollar. Der Abschluss der Transaktion soll im ersten Quartal 2020 erfolgen, im Anschluss wird mit einem positivem Effekt auf die Marge der Division um rund 50 Basispunkte gerechnet.

AKTIENKURS: Die Aktien von ABB sind seit etwa zwei Wochen wieder etwas gesucht. Im Vorfeld der Publikation der Drittquartalszahlen hat deshalb der Aktienkurs im Vergleich zum Stand von Ende 2018 wieder knapp positives Terrain erreicht. Sie hält damit aber mit dem Gesamtmarkt (SMI; +18%)) bei weitem nicht mit.

an/cf