Die Spanier stockten ihre Beteiligung durch eine 99 Millionen Euro schwere Kapitalspritze auf 36,3 von 29,9 Prozent auf, wie beide Unternehmen am Dienstag mitteilten. Dadurch wird zugleich ein Kaufangebot an die restlichen Nordex-Aktionäre fällig, für das der spanische Infrastrukturkonzern bis zu 700 Millionen Euro hinblättern muss. Insgesamt wird der Turbinenhersteller mit 1,1 Milliarden Euro bewertet.

Die Branche liefert sich seit Jahren im Ringen um Marktanteile einen Preiskampf, der auf die Margen drückt und vor allem zu Lasten kleinerer Anbieter geht. "Die Kapitalerhöhung vermittelt zusätzliches Eigenkapital, um das starke Auftragsmomentum bedienen zu können", erklärte Nordex.

Ende Juni saß Nordex auf einem Auftragsbestand von sieben Milliarden Euro. Vorstandschef Jose Luis Blanco setzt weiterhin auf Größe und hofft auf steigende Gewinne: "Auf unserem Weg zu profitablem Wachstum sehen wir erhebliche Chancen im Markt." Der Spanier war vor zweieinhalb Jahren von Acciona nach Hamburg gekommen. Im ersten Halbjahr hatte Nordex den Umsatz zwar auf 991 (Vorjahr: 957) Millionen Euro gesteigert, der operative Gewinn (Ebitda) brach aber um die Hälfte auf 17,1 Millionen Euro ein.

Der Rivale Senvion musste im Frühjahr trotz voller Auftragsbücher Insolvenz anmelden, nachdem er sich mit einigen Projekten im Ausland übernommen hatte. Acciona hatte sich laut Insidern auch für Teile von Senvion interessiert, den Zuschlag bekam aber vorläufig der spanische Wettbewerber Siemens Gamesa.

"ZEIT ZUM ÜBERLEBEN"

Acciona bietet den Nordex-Aktionären je 10,32 Euro für ihre Anteile. Für die neuen Aktien zahlten die Spanier je 10,21 Euro, etwas mehr als den Schlusskurs vom Montag. Die Nordex-Anleger spekulieren aber auf mehr: An der Börse ließ die angekündigte Offerte Nordex-Aktien um mehr als acht Prozent auf 11,00 Euro schnellen. Die zweitgrößte Anteilseignerin von Nordex, die Milliardärin Susanne Klatten (BMW), will ihren Anteil von gut fünf Prozent nicht an die Spanier abgeben, wie ein Sprecher der Familie Quandt sagte.

Acciona-Aktien büßten an der Börse in Madrid 4,4 Prozent auf 92,55 Euro ein. Das spanische Unternehmen erwartet, dass sich die Übernahme in Deutschland erst 2021 positiv auf den Gewinn auswirkt. Der Vermögensverwalter Alantra vermutet, dass Acciona langfristig andere Pläne hat: "Wir glauben, dass Acciona Nordex damit Zeit zum Überleben kauft und sich dann nach Alternativen auf dem M&A-Markt dafür umsieht."