Bern (awp) - Den Aktien von Actelion sind am Mittwoch im frühen Handel unter Druck. Der amerikanische Gesundheitskonzern Johnson & Johnson (J&J) hat das Handtuch geworfen und zieht sich aus dem Rennen um eine Übernahme des Pharmaherstellers aus dem Baselbiet zurück. Angeblich aufgrund von zu unterschiedlichen Preisvorstellungen, wie es heisst. Damit steht Actelion eigenen Angaben zufolge noch mit einem Interessenten "in Gesprächen über eine mögliche strategische Transaktion". Die Gerüchte um ein Interesse der französischen Sanofi bewahrt die Aktie offenbar vor noch stärkeren Abgaben.

Um 09.40 Uhr notieren Actelion Namen 6,7% tiefer zu 194,70 CHF. Der Gesamtmarkt (SMI) verliert 0,3%. Seit Bekanntwerden der Gespräche zwischen Actelion und J&J Ende November hatten die Titel um rund 35% auf bis zu 214,50 CHF am vergangenen Montag zugelegt. Die Sanofi-Aktien verlieren an der Euronext in Paris 2,2%.

Die ZKB verweist in einem Kommentar am Mittwochmorgen darauf, dass man bereits zuvor auf den hoch spekulativen Charakter des jüngsten Kursanstiegs hingewiesen habe. Die Gerüchteküche dürfte mit der Ankündigung des Unternehmens weiter brodeln und es bleibe unklar, ob es zu einem offiziellen Angebot kommen werde, schreibt der Analyst nun mit Blick auf das angebliche Interesse von Sanofi. Es bestehe ein beträchtliches Rückschlagsrisiko, sollte es zu keiner Transaktion kommen. Wegen der vielen Gerüchte blieben die Titel spekulativ und risikoreich, heisst es.

Der für die Bank Vontobel tätige Analyst hat laut seinem Kommentar selber nie so recht an einen Erfolg der Übernahme durch Johnson & Johnson geglaubt. Auf einen WSJ-Bericht abgestützt vermutet auch er den französischen Pharmakonzern Sanofi hinter dem zweiten Interessenten rund um Actelion. Sowieso seien sich diese beiden Unternehmen kulturell viel näher, was dem Experten zufolge für die Glaubwürdigkeit dieses Berichts spricht. Weil ihm allerdings noch keine näheren Hintergrundinformationen vorliegen, schätzt er die Aktien weiterhin nur neutral ein.

Verhaltener schätzt sein Berufskollege vom Aktien-Research von Standard & Poor's die Situation ein. Er senkt sein Anlageurteil für die Aktien von Actelion auf "Sell" von "Hold". Das 12-Monats-Kursziel lautet dabei neu 198 (196) CHF. Der Analyst verweist darauf, dass Actelion aktuell mit einem Bewertungsaufschlag von 80% gegenüber Sanofi gehandelt wird. Er hält eine Einigung der beiden Unternehmen hinsichtlich einer Übernahme deshalb für unwahrscheinlich, weshalb er bei den Aktien ein nach unten gerichtetes Risiko sieht.

Die UBS-Analysten machen die hohe Zuversicht des Actelion-Managements in die eigene Produktpipeline als Hürde bei den Verhandlungen aus. Dies könne ultimativ auch der Grund gewesen sein, warum J&J die Gespräche beendet habe. Das Ende der Gespräche sei konsistent mit der Haltung des Actelion-Managements. Dort sei immer betont worden, dass der beste Weg zur Schaffung von Shareholder-Value über die Entwicklung neuer Medikamente laufe. Die Frage, wieviel Wert der Pipeline beigemessen wird, sei eine Hürde bei allen Gesprächen mit Interessenten. Dies gelte auch für etwaige Verhandlungen mit Sanofi.

Wie es weiter heisst, könnte der Pharmahersteller aus Allschwil aber auch mit Roche in Verhandlungen über eine strategische Beteiligungsnahme stehen. Der Grund: Zum einen wurde der Basler Pharma- und Diagnostikkonzern in den vergangenen Wochen immer wieder als möglicher "weisser Ritter" ins Spiel gebracht, und zum anderen spricht Actelion vermutlich bewusst von einer "strategischen Transaktion" und nicht von einem Verkauf des Unternehmens.

Eine Roche-Sprecherin wollte die Gerüchte gegenüber AWP nicht kommentieren

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