Allschwil (awp) - Das Biotechunternehmen Actelion soll vom US-Konzern Johnson&Johnson (J&J) übernommen werden. Der US-Konzern bietet den Aktionären einen Preis von 280 USD je Actelion-Aktie. Das entspricht einem Kaufpreis von 30 Mrd USD. Die Transaktion beinhaltet auch die Abspaltung des vorklinischen Forschungs- und des klinischen Pipeline-Geschäfts von Actelion. Die beiden Unternehmen verhandeln bereits seit dem vergangenen Dezember über eine Übernahme.

Der Angebotspreis entspreche einem Aufschlag von 46% gegenüber dem Durchschnittskurs der Actelion-Aktie an der SIX vor der Voranmeldung des Kaufangebots (191,20 CHF), heisst es in Mitteilungen von Actelion und J&J vom Donnerstag. Die Verwaltungsräte beider Unternehmen hätten der Transaktion einstimmig zugestimmt.

Das Angebot soll offiziell am 16. Februar veröffentlicht werden, die Angebotsfrist läuft voraussichtlich vom 3. März bis zum 30. März. J&J will mindestens 67% aller Actelion-Aktien übernehmen. Die Actelion-Aktionäre sollen an einer ausserordentlichen Generalversammlung über die Fusion befinden können, die im zweiten Quartal 2017 abgehalten werden soll. Mit dem Vollzug der Übernahme werden alle Verwaltungsräte von Actelion zurücktreten.

NEUE FORSCHUNGSGESELLSCHAFT UNTER FÜHRUNG VON CLOZEL

Wie bereits in den Übernahmeverhandlungen durchgesickert war, umfasst die Übernahme die Abspaltung einer Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft (R&D New Co) aus der heutigen Actelion. Die Titel der neuen Gesellschaft sollen an der Schweizer Börse SIX kotiert werden. Der bisherige Actelion-CEO Jean-Paul Clozel wird die Führung der neuen Gesellschaft übernehmen, der bisherige Actelion-Verwaltungsratspräsident Jean-Pierre Garnier wird VR-Präsident der neuen Gesellschaft.

Die Aktien der neuen R&D New Co sollen an die Actelion-Aktionäre als Sachdividende ausgeschüttet werden. Die Vereinbarung beinhaltet auch ein Wandeldarlehen des US-Konzerns an die "R&D New Co" in zwei Tranchen. Eine erste Tranche wird nach dem Vollzug der Abspaltungstransaktion gewandelt und führt dazu, dass J&J einen Anteil von 16% an der R&D NewCo halten wird und die bisherigen Actelion-Aktionäre 84%.

Der restliche Teil des Darlehens soll von der Bieterin jederzeit gewandelt werden können. Die zweite Tranche könne in bar oder in Aktien beglichen werden: J&J will während der kommenden fünf Jahren aber grundsätzlich einen Anteil von 32% nicht überschreiten. Mit dem Arrangement könne J&J auf "zusätzliche Quellen von Innovation" zurückgreifen, heisst es in der J&J-Mitteilung.

PRÄSENZ IN SCHWEIZ AUFRECHTERHALTEN

Johnson&Johnson sieht die Übernahme der auf die Krankheit Lungenbluthochdruck (pulmonale arterielle Hypertonie, PAH) spezialisierten Actelion als "hoch komplementär" zum bestehenden Portfolio. Das Actelion-Geschäft soll an die J&J gehörende Gesellschaft Janssen Pharmaceutical angegliedert werden, wie den Mitteilungen weiter zu entnehmen ist. Der US-Konzern will auch die Präsenz von Actelion in der Schweiz aufrechterhalten.

Die Transaktion werde unmittelbar zum Gewinn pro Aktie von J&J beitragen, heisst es weiter. Der US-Konzern werde die Übernahme mit Mitteln finanzieren, die er ausserhalb der USA hält.

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