Glattbrugg (awp) - Adecco ist im zweiten Quartal 2017 weiter gut gewachsen. Die Gewinnkennzahlen entwickelten sich allerdings nicht ganz so positiv. Und auch die Erwartungen der Analysten wurden bei den wichtigsten Kennzahlen verfehlt. Ins zweite Halbjahr ist der weltgrösste Personalvermittler mit ähnlichem Wachstumstempo wie in den ersten sechs Monaten gestartet.

Zwischen April und Juni erzielte Adecco ein um Arbeitstage bereinigtes organisches Wachstum von 6% (nicht bereinigt 5%), wie die Gruppe am Dienstag mitteilt. Im ersten Quartal waren es 7% (6%) gewesen. Damit hat das Unternehmen die Prognosen verfehlt, hatten Analysten im Vorfeld (AWP-Konsens) doch mit einem (nicht bereinigten) Wert von 6,3% gerechnet.

Der Umsatz in der Berichtswährung Euro nahm derweil um 5% auf 5,97 Mrd EUR zu. Der Bruttogewinn stieg um 2% auf 1,09 Mrd EUR, die entsprechende Marge sank damit um 50 Basispunkte auf 18,3%. Der adjustierte EBITA erhöhte sich um 1% auf 288 Mio EUR mit einer Marge von 4,8% (VJ 5,0%). Auf Stufe Reingewinn wurde ein ebenfalls 1% höherer Wert von 192 Mio EUR erreicht.

Auch mit diesen Zahlen hat Adecco die Schätzungen der Analysten (AWP-Konsens) mehr oder weniger deutlich verfehlt. In ersten Analystenkommentaren werden die Resultate denn auch mit einer gewissen Enttäuschung aufgenommen. Nach den Zahlen der Konkurrenten Manpower und Randstad sei mehr erwartet worden, lautet der Tenor.

FRANKREICH WÄCHST

Aufgeschlüsselt nach Regionen wuchs Adecco im grössten Markt Frankreich organisch (und arbeitstagebereinigt) um 9%. Die Zunahme sei breit abgestützt gewesen, heisst es. Geboomt hätten vor allem die Bereiche Logistik, Bau und Autoindustrie. Ein noch höheres Wachstum wurde in Italien (+27%), auf der iberischen Halbinsel (+12%) und in Benelux/Nordeuropa (+10%) erzielt.

Nicht gewachsen ist das Unternehmen hingegen in Nordamerika/Grossbritannien/Irland sowie in der Region "Deutschland, Österreich, Schweiz", wobei in der Schweiz ein Rückgang von 3% (bereinigt) verzeichnet wurde. In Grossbritannien habe sich vor allem das Geschäft mit Finanzunternehmen abgeschwächt, heisst es zur Erklärung.

Aufgeschlüsselt nach Produktbereichen wuchs Adecco im allgemeinen Temporärbereich um 6%, wohingegen der Bereich Fachkräftevermittlung stagnierte. Das "Solutions"-Geschäft sei um 2% gewachsen.

PREIS- UND MIXEFFEKTE

CEO Alain Dehaze sieht das Unternehmen auf Kurs. Es seien weitere Fortschritte bei der Umsetzung der Strategie erzielt worden, lässt er sich in der Mitteilung zitieren. Insbesondere sei der Produktivität weiterhin grosse Beachtung geschenkt worden. So habe Adecco das Wachstum mit einem nur 1% höheren Personalbestand erreicht.

Das gleichwohl nur geringe Plus bei den Gewinnzahlen erklärt das Unternehmen mit dem "Ostereffekt" (2017 im Q2, 2016 im Q1) und der relativ hohen Zahl an Feiertagen. Ausserdem hätten sich "Preis- und Mixeffekte" im Bereich Temporärstellen negativ ausgewirkt.

WACHSTUM HIELT IM JULI AN

Mit Blick auf den weiteren Jahresverlauf hält Adecco fest, dass das positive Momentum im Juni mit einem um Arbeitstage bereinigten organischen Wachstum von 6% angehalten habe. Im Juli sei das Volumen zudem vergleichbar zum Juni weitergewachsen.

Wie die Gesellschaft auf Nachfrage erklärte, gelten die Mittelfristziele unverändert. Demnach will die Gesellschaft organisch mindestens so stark zulegen wie die Hauptkonkurrenten, dies sowohl auf Gruppenstufe wie auch in jedem grösseren Markt. Neben diesem relativen Wachstumsziel gibt es ein EBITA-Margenziel (4,5-5,0% über den Zyklus) sowie ein Cash-Konversionsziel (>90% im Durchschnitt über den Zyklus).

Abgesehen davon erhält Adecco einen neuen Investor-Relations-Chef. Nicholas de la Grense übernehme die Aufgabe von David Hancock, der allerdings bei Adecco als Head of Finance Digital bleibe. De la Grense war laut den Angaben zuletzt für die Bank of America Merrill Lynch tätig.

rw/gab