Zürich (awp) - Der Personaldienstleister Adecco veröffentlicht am Dienstag, 8. Mai, die Ergebnisse zum ersten Jahresviertel 2018. Insgesamt fünf Analysten haben zum AWP-Konsens beigetragen.

Q1 2018E
(in Mio EUR)             AWP-Konsens    Q1 2017A

Umsatz                      5'690        5'730
-Org. Wachstum (in %)*        5,2          6,0
Bruttogewinn                1'022        1'078
EBITA (adj.)                  235          273
EBITA (rep.)                  225          270
Reingewinn**                  148          176

* um Arbeitstage bereinigt
** nach Minderheiten     

FOKUS: Bei Adecco gibt es derzeit zwei Hauptfragen: Bewahrheiten sich die aufkommenden Sorgen um das Wachstum? Und wie geht es bei der Marge weiter?

Das Adecco-Management bezifferte im März bei der Publikation der Jahreszahlen 2017 die Wachstumsraten kombiniert für den Januar und den Februar (organisch, arbeitstagsbereinigt) auf 5 Prozent. Dies waren deutlich weniger als die 7 Prozent im Schlussquartal 2017. CEO Alain Dehaze wollte damals diese Verlangsamung jedoch nicht überbewerten und verwies auf Feiertagseffekte. Er betonte zudem, insgesamt sei das "Momentum" zu Beginn des neuen Jahres ähnlich gut gewesen wie am Schluss des alten.

Von Interesse sind dabei die wichtigsten Regionen, wobei die Zahlen der Konkurrenz auf eine zunehmend schwierige Situation in Nordamerika hindeuten. Besser sieht es dafür in Frankreich aus, wo Adecco einen relativ hohen Anteil des Umsatzes erzielt. Eine offene Frage ist, ob in Deutschland der Abstand zur Konkurrenz kleiner wurde.

Die Entwicklung der Bruttomarge war im Schlussquartal für viele Investoren eine grosse Enttäuschung. Trotz Beteuerungen des CEO, die zugrunde liegende Profitabilität sei gleich geblieben und es gebe keinen zusätzlichen Preisdruck, reagierten viele Anleger verschnupft. Nun interessiert die aktuelle Entwicklung. Bekannt ist, dass die Lage der Feiertage bei der Bruttomarge zu einer Belastung um 30 Basispunkten geführt hat.

Eine offene Frage ist ausserdem, ob Adecco der weltweit grösste Stellenvermittler geblieben ist. Zum Vergleich: Randstad wies für das erste Quartal einen Umsatz von 5,68 Milliarden Euro aus. Im Schnitt gehen die Analysten gehen davon aus, dass Adecco die Führung knapp verteidigt hat.

Von grossem Interesses sind ausserdem wir üblich die Angaben zum Start ins neue Quartal. Eigentliche Jahresziele gibt es bei Adecco traditionellerweise nicht.

ZIELE: Das Management verkündete im letzten September neue Mittelfristziele. Demnach hat die Gesellschaft neu den Anspruch, bis 2020 viermal schneller als das BIP zu wachsen. Dazu soll auch das Wachstumsprogramm "GrowTogether" beitragen.

Gleichzeitig strebt das Management Effizienzsteigerungen an. Konkret soll bis 2020 die Kostenbasis um 250 Mio EUR gesenkt und die SG&A-Quote zum Umsatz (Selling, General, Administrative) um 100 Basispunkte reduziert werden. Bereits im laufenden Jahr soll die Rechnung um rund 50 Millionen entlasten werden.

All dies führt zu Sondereffekten: Die Investitionen in das Wachstumsprogramm wurden auf 245 Mio EUR beziffert, die Restrukturierungskosten in den Jahren 2018 und 2019 auf rund 200 Mio EUR.

Ausserdem sieht sich das Management einer "progressiven" Dividendenpolitik verpflichtet, neu auch in Zeiten einer Rezession. Das Ziel bleibt eine Ausschüttungsquote von 40-50%. Das nach der Zahlung der Dividende übrig gebliebene Überschusskapital will Adecco für Übernahmen oder Aktienrückkäufe eingesetzt werden.

PRO MEMORIA: Bei der Vorlage der Jahreszahlen wurde eine um 10 Rappen höhere Dividende von 2,50 CHF pro Aktie in Aussicht gestellt; an der GV wurde diesem Vorschlag zugestimmt.

Darüber hinaus lancierte der Konzern ein neues Aktienrückkaufprogramm über 150 Millionen Euro. Dieses soll aber erst im vierten Quartal 2018 und im frühen 2019 durchgeführt werden, dies aufgrund des jeweils stärkeren freien Cash flows im zweiten Halbjahr, wie es hiess.

Im April kaufte Adecco in den USA zu. Der Konzern übernahm die weltweit im Bereich digitaler Ausbildung und Karrieren-Transformation tätige Firma General Assembly (GA). Diese entstand 2011 in den USA und betreibt 20 Ausbildungs-Campus in sechs Ländern. Adecco will damit das Ausbildungs-Geschäft stärken und erwartet Synergien im eigenen Solution-Geschäft. Der Unternehmenswert der Übernahme beträgt 412,5 Millionen US-Dollar. Weitere grössere Akquisitionen seien dieses Jahr nicht mehr zu erwarten, hiess es weiter.

AKTIENKURS: Nach dem bisherigen Jahreshoch von 80,10 Franken im Januar fiel die Aktie nach zwischenzeitlicher Erholung zurück bis auf ein Jahrestief von 64,38 Franken am 25. April. Aktuell notiert Adecco wieder höher auf gut 70 Franken. Seit Jahresbeginn verlor sie damit aber etwas mehr als 11 Prozent.

ab/rw/jl