Zürich (awp) - Der Personaldienstleister Adecco veröffentlicht am Donnerstag, 6. August, die Ergebnisse zum zweiten Jahresviertel 2020. Insgesamt sieben Analysten haben zum AWP-Konsens beigetragen.

Q2 2020E
(in Mio EUR)             AWP-Konsens    Q2 2019A 

Umsatz                     3'943          5'923      
-org. Wachstum (in %)      -33,4           -3,0     
Bruttogewinn                 734          1'128    
EBITA                        -34            241   
EBITA adj.                   - 8            265   
Reingewinn                   -54            159   

FOKUS: Adecco dürfte im zweiten Quartal massiv unter den Corona-Effekten gelitten haben. So gehen die Analysten im Schnitt von einem organischen Umsatzrückgang von einem Drittel aus. Und auch der Umsatz in der Berichtswährung Euro dürfte gemäss den Experten um diese Grössenordnung geschrumpft sein.

Zur Einordnung: Im Q1 hatte der organische Umsatzrückgang 9 Prozent betragen, wobei im Schlussmonat März eine Einbusse von 19 Prozent resultiert hatte.

Für den April, den ersten Monat des zweiten Quartals, hatte Adecco dann einen weitaus stärkeren Umsatzrückgang von 40 Prozent in Aussicht gestellt. Mit ihren Schätzungen für das Gesamtquartal gehen die Analysten somit von einer leichten Erholung im Verlauf des Q2 aus.

Sie stützen sich dabei auch auf die Zahlen der beiden Konkurrenten Randstad und Manpower. Diese hatten im Q2 "nur" Rückgänge von 25 rsp. 28 Prozent vermeldet. Analysten begründen die grösstenteils pessimistischere Prognose für Adecco insbesondere mit dem hohen Gewicht des Marktes Frankreich, der mutmasslich besonders schlecht lief.

Der Umsatzeinbruch dürfte sich auf die Gewinnzahlen ausgewirkt haben, weil die Kosten nicht genug schnell an die abnehmenden Volumen angepasst werden konnten. Die Analysten sind sich allerdings uneinig, wie stark dieser Effekt war. Die meisten erwarten auf Stufe EBITA und Reinergebnis rote Zahlen. Vereinzelt wird davon ausgegangen, dass die Effekte nicht so drastisch waren.

Das Hauptinteresse gilt abgesehen davon dem Ausblick. Der grösste Konkurrent Randstad hatte für den Juni ein Volumenrückgang von 21 Prozent und für den Juli eine weitere Verbesserung vermeldet.

Eine offene Frage ist in diesem Zusammenhang, welche Bedeutung Personaldienstleister in der Nach-Corona-Zeit haben werden. Zum Teil wird gemutmasst, diese könnte zunehmen. Denn es sei möglich, dass Firmen aus der Corona-Zeit die Erkenntnis mitnehmen würden, es brauche in Hinblick auf weitere solche Ereignisse flexiblere Kostenstrukturen.

Eine grosse Unbekannte ist ausserdem, ob Adecco - wie im Q1 - wegen Corona weitere Abschreiber vornehmen oder Restrukturierungen ankündigen wird.

ZIELE: Bei Adecco gibt es nur Mittelfrist- und keine Jahresziele. Laut diesen will der Personaldienstleister viermal schneller als die gesamte Wirtschaft wachsen.

Gleichzeitig strebt das Management Effizienzsteigerungen an, unter anderem mit dem Wachstums- und Sparprogramm "GrowTogether". Ausserdem sieht sich das Management einer "progressiven" Dividendenpolitik verpflichtet, selbst in Zeiten einer Rezession.

PRO MEMORIA: Die Adecco-Aktien fallen im September aus dem Schweizer Leitindex SMI, wie die SIX im Juli nach ihrer jährlichen Index-Neuberechnung bekannt gab.

Der Schweizer Adecco-Ableger erhielt im Juni eine neue Chefin. Monica Dell'Anna übernahm die Aufgabe von Nicole Burth. Diese war 15 Jahre lang für Adecco tätig und führte die Ländergesellschaft seit September 2015.

AKTIENKURS: Die Adecco-Papiere stürzten mit Beginn der Coronakrise von einem Niveau von knapp 60 Franken auf unter 35 Franken ab. Seither haben sie sich nur teilweise erholt und kosten aktuell um die 44 Franken.

Homepage: www.adeccogroup.com

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