Zürich (awp) - Adecco hat bei der Profitabilität mehr Potenzial. Davon ist der neue Firmenchef Denis Machuel überzeugt.

Er steht seit dem letzten Juli an der Spitze des Personaldienstleisters. Und in seinen ersten gut 100 Tagen im Amt hat er festgestellt, dass die Strategie grundsätzlich stimmt. "Aber die Organisation ist zu komplex geworden", sagte er am Donnerstag bei der Präsentation der Q3-Ergebnisse. Und dies binde das Unternehmen in Sachen Rentabilität zurück.

Machuel verhängte deshalb einen Einstellungsstopp, liess die IT-Infrastruktur durchleuchten und kündigte am Donnerstagmorgen ein Sparprogramm an, welches die Verwaltungskosten (SG&A) bis Mitte 2024 um 150 Millionen Euro verringern soll.

Punktziel statt Bandbreite

Dank einem bunten Strauss weiterer Massnahmen peilt Adecco nun mittelfristig - in einem günstigen konjunkturellen Umfeld - eine EBITA-Marge von rund 6 Prozent an. Bislang hatte ein Zielband von 3 bis 6 Prozent über den Konjunkturzyklus gegolten.

Die Margenziele für die drei Sparten gelten unverändert. Allerdings sollen die beiden kleineren Sparten LHH (Fachkräftevermittlung, Weiterbildungen, Karriereberatungen) und Akkodis (Outsourcing von F&E) mittelfristig Werte am obersten Ende der Bandbreite von 7 bis 10 Prozent erzielen. Von der Temporärsparte Adecco, die rund drei Viertel zum Umsatz beisteuert, werden weiterhin 3 bis 6 Prozent erwartet.

Die Aufgabe der Margen-Bandbreite für den Gesamtkonzern soll laut CFO Coram Williams allerdings nicht darauf hindeuten, dass in einer Abschwungphase das untere Ende der bisherigen Bandbreite nicht mehr erreicht werde. "Wir haben während der Pandemie bewiesen, dass unser Geschäftsmodell sehr robust ist." Das Punktziel zeige vielmehr, "dass wir Vertrauen in das Potenzial unseres Geschäftsmodells gewonnen haben".

Starkes Wachstum im Q3

Deshalb machen sich die Adecco-Chefs auch wegen der sich abzeichnenden konjunkturellen Abkühlung keine Sorgen. Zwar seien die Volumina im Oktober "marginal" zurückgegangen. Sie seien aber immer noch auf hohem Niveau.

Tatsächlich steigerte der Konzern in den Monaten Juli bis September den Umsatz um 16 Prozent auf 6,04 Milliarden Euro. Um Wechselkurseffekte und die unterschiedliche Anzahl Arbeitstage bereinigt, ergab sich ein organisches Wachstum von 6 Prozent.

Die Bruttomarge legte - vom Wachstum und einem guten Produktmix getragen - gegenüber dem Vorjahr um 20 Basispunkte auf 21,0 Prozent zu. Dagegen sank die (bereinigte) operative EBITA-Marge um 120 Basispunkte auf 3,6 Prozent. Das sei die Folge von Investition in künftiges Wachstum, hiess es dazu.

Darüber hinaus gab es Sondereffekte wegen der Akka-Übernahme. Unter dem Strich verdiente Adecco daher nur 108 Millionen und damit 19 Prozent weniger als vor Jahresfrist.

Dividendenversprechen gilt

Für das Schlussquartal wird eine Bruttomarge auf dem Niveau des dritten Quartals erwartet. Sorgen um die Dividende müssten sich die Investoren auch deshalb nicht machen, wie die Adecco-Chefs betonten. Das Versprechen, die Ausschüttung mindestens auf Vorjahresniveau zu halten, gelte unverändert.

CFO Williams begründete dies unter anderem mit dem gegenzyklischen Geschäft (u.a. Restrukturierungen), welches in einer Krise üblicherweise gute Cashflows liefere. Zudem sei das Unternehmen fähig, die Kosten sehr rasch anzupassen - wie zuletzt während der Corona-Pandemie bewiesen worden sei.

An der Börse verlieren die Adecco-Papiere am Donnerstag in einem nachgebenden Gesamtmarkt überdurchschnittlich. Allerdings hatten sie in letzter Zeit auch überdurchschnittlich zugelegt.

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