München (Reuters) - Ein längerfristiger Ausfall von China als Wachstumsmarkt könnte die Umsatz- und Gewinnziele von Adidas für die Jahre bis 2025 in Frage stellen.

"Falls sich die ursprünglichen Annahmen dauerhaft ändern, müssten wir auch unsere Ziele anpassen", sagte Vorstandschef Kasper Rorsted dem "Handelsblatt" in einem am Dienstag veröffentlichten Interview. Er glaube aber nicht an eine endgültige Abkehr des Riesenreichs von westlichen Marken. "Dann hätten alle Firmen in der Welt ein Problem. Aber ich halte das nicht für realistisch. China wird wiederkommen, und dann ist auch der Hebel nach oben groß." Die Chinesen verfolgten im Fernsehen Basketball aus den USA und Fußball aus Europa. "Da treffen sie immer wieder auf Adidas."

Im zweiten Quartal war der Umsatz von Adidas in China um 35 Prozent eingebrochen, der zweitgrößte Sportartikelhersteller der Welt musste die Prognosen für 2022 deshalb jüngst zurücknehmen. Rorsted führt das auf die erneuten Corona-Lockdowns in Großstädten wie Shanghai zurück, räumte aber ein, dass auch die Boykottaufrufe gegen westliche Textilhersteller eine Rolle dabei spielten. Sie verhinderten die Vermarktung über Influencer in sozialen Medien. Der Däne sagte, Adidas habe in China Fehler gemacht. "Wir waren nicht gut genug darin, die Konsumenten zu verstehen. So haben wir den Spielraum für chinesische Wettbewerber geöffnet, die das besser gemacht haben." Nun würden die Produkte mehr auf den heimischen Geschmack zugeschnitten.

Dabei ist das Riesenreich einer der Märkte, auf denen sich der Konzern aus Herzogenaurach vorgenommen hatte, besonders stark zu wachsen. Der Konzernumsatz soll nach den im Frühjahr 2021 vorgestellten Plänen bis 2025 um acht bis zehn Prozent pro Jahr wachsen, der Nettogewinn sogar um 16 bis 18 Prozent.

Bis das Geschäft in China wieder anspringt, leite Adidas die Investitionen in andere Märkte um, sagte Rorsted. "Wir bringen so viel Geld wie möglich dorthin, wo Wachstum ist, zum Beispiel in die USA." Rorsted sagte, er mache sich Sorgen, wie lange die Corona-Pandemie in China ein Thema bleiben werde. "In Europa haben wir eine hohe Impfquote, und vielen Menschen haben sich bereits infiziert. So weit sind wir in China noch nicht."

(Bericht von Alexander Hübner. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)