München (Reuters) - Fabrikschließungen in Vietnam, Kundenboykott in China und stockender Waren-Nachschub überall: Der weltweit drittgrößte Sportartikelhersteller Puma kämpft zurzeit an vielen Fronten - und kann seine Umsatzerwartungen dennoch zum zweiten Mal in diesem Jahr nach oben schrauben.

Der Adidas-Rivale rechnet nun mit einem währungsbereinigten Umsatzwachstum von mindestens 25 Prozent und steuert mit 450 bis 500 Millionen Euro auf ein operatives Rekordergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) zu. "Der Nachschub wird auch im vierten Quartal ein Kampf", sagte Puma-Chef Björn Gulden. Einige Regale könnten im Weihnachtsgeschäft leer bleiben. "Ich habe meiner Frau gesagt: Wenn du Weihnachtsgeschenke kaufen willst, mach es jetzt."

Seine wachsende Zuversicht schob die im September in den Dax aufgestiegene Puma-Aktie um 2,9 Prozent auf 105,45 Euro an. Bisher hatte Puma mindestens 20 Prozent mehr Umsatz und 400 bis 500 Millionen Euro Ebit in Aussicht gestellt. Um die neuen Ziele zu erreichen, könnte sich Puma in den letzten drei Monaten des Jahres sogar rote Zahlen leisten. Nach neun Monaten steht bereits ein operativer Gewinn von 492 Millionen Euro zu Buche, mehr als das Dreifache wie im Corona-Jahr 2020 und gut 100 Millionen mehr als in den ersten drei Quartalen des Rekordjahres 2019. Der Umsatz liegt mit 5,04 Milliarden Euro währungsbereinigt um 39 Prozent über Vorjahr. "Wenn alles normal laufen würde, wären Umsatz und Ergebnis noch höher", sagte Gulden.

KÄUFERSTREIK UND CORONA-LOCKDOWN

Doch fällt China als Wachstumstreiber seit Monaten aus. "Der profitabelste Markt wächst nicht", konstatierte der Puma-Chef. Dort war über die sozialen Medien zum Boykott westlicher Marken aufgerufen worden, seit die USA und die EU Sanktionen wegen des Umgangs mit der Minderheit der Uiguren in der westlichen Provinz Xinjiang beschlossen hatten. Von dort beziehen viele Textilhersteller Baumwolle. "Wir können zurzeit immer noch nicht mit chinesischen Promis werben", sagte der Manager. Im dritten Quartal trat der Umsatz in Asien praktisch auf der Stelle, auch weil in Australien und Japan die Läden wegen Corona-Lockdowns zeitweise geschlossen waren. Als Zugpferd sprangen Nord- und Südamerika ein, wo der Umsatz im dritten Quartal um 31 Prozent nach oben schnellte.

In Europa, wo das Geschäft zwischen Juli und September um 22 Prozent zulegte, könnte Puma noch mehr verkaufen, wenn genügend Ware da wäre, räumte Gulden ein. "Diesmal wünschte ich, unsere Lagerbestände wären höher." Doch die Häfen sind überlastet, es fehlt an Frachtcontainern und die Frachtkosten steigen. Dazu kommt, dass die Fabriken in Südvietnam wegen Corona-Ausbrüchen seit Ende Juli geschlossen waren. Zurzeit liefen sie mit 60 bis 70 Prozent der Kapazität, bis Ende November sollten es 100 sein, sagte der Puma-Chef. Die Ausfälle seien voraussichtlich erst in einigen Monaten zu spüren. Aus Vietnam kommt ein Drittel der Kollektion von Puma, ein weiteres Drittel aus China.

Auch in den nächsten beiden Quartalen werde die Nachfrage höher sein als das Angebot, sagte Gulden. Immerhin führe das dazu, dass man weniger Rabatte geben müsse. Die Umsatzrendite war im dritten Quartal mit zwölf Prozent höher als die zehn Prozent, die Puma bis 2023 anpeilt. Mit Preiserhöhungen sei eher im zweiten Halbjahr 2022 zu rechnen, wenn die Preise für Rohstoffe weiter so stiegen, sagte Gulden.