Düsseldorf (Reuters) - Der Wohnungskonzern Adler Group erwägt den Verkauf eines Großteils seiner Immobilien, um seine Schulden zu drücken.

Das Unternehmen wolle mit den Einnahmen aber auch Anleihen und eigene Aktien zurückkaufen, sagte Maximilian Rienecker, der zusammen mit Co-CEO Thierry Beaudemoulin die Adler Group führt, am Montag in einem Interview der Nachrichtenagentur Reuters: "Wir wollen die Interessen unserer Aktionäre durch einen Aktienrückkauf berücksichtigen - aber auch die der Halter unserer Anleihen." "Priorität hat aber die Entschuldung", betonte er: "Wir planen ein Volumen, das für alle Interessen reicht."

Ein Verkauf könne Zehntausende der rund 70.000 Wohnungen umfassen: "Wenn wir 50.000 Einheiten zu einem attraktiven Premium verkaufen, schaffen wir Werte, um uns signifikant zu entschulden", sagte Rienecker: "Das gilt aber auch für 40.000 oder 60.000 Einheiten." Auch eine Trennung von der Tochter Westgrund mit ihren rund 17.000 Einheiten steht im Raum: "Ein kompletter Verkauf der Westgrund und aller ihrer Assets ist eine Möglichkeit." Die Transaktionen sollen dabei bald über die Bühne gehen: "Es wird ein signifikantes Volumen sein und wir werden die Verkäufe kurzfristig umsetzen", sagte er: "Es ist eine Sache von ein paar Wochen, von wenigen Monaten."

Die Adler Group hatte am Morgen mitgeteilt, sie leite "eine grundlegende Überprüfung ihrer strategischen Handlungsmöglichkeiten ein". Die im Kleinwerteindex SDax enthaltenen Aktien der Adler Group schossen zu Handelsbeginn nach oben. Auslöser der Überlegungen seien "Bekundungen von Interesse durch Investoren in den letzten Tagen und Wochen", fügte Rienecker hinzu. Diese hätten "in erheblichem Umfang bei uns angeklopft". Namen wollte er nicht verraten - doch handele es sich um "Investoren, die in Deutschland wachsen wollen".

Die Adler Group verfügt über ein Portfolio von insgesamt rund 70.000 Wohneinheiten in der Bundesrepublik. Die für den Schuldenstand von Immobilienkonzernen wichtige Beleihungsquote LTV lag im Halbjahr bei 54,7 Prozent. Zum Vergleich: Beim größeren Konkurrenten Vonovia lag sie zum gleichen Zeitpunkt bei 40,5 Prozent. Investoren pochten aber auf einen niedrigeren Verschuldungsgrad, machte der Co-Chef deutlich: "Der Kapitalmarkt hat uns signalisiert, dass wir uns beim LTV deutlich unter 50 Prozent bewegen sollten." "Wie deutlich der LTV sinkt, wird davon abhängen, wie viel wir verkaufen", sagte Rienecker: "Wir können uns auch vorstellen, alles zu bedienen. Wir haben fünf Milliarden Euro an Anleihen ausstehen." Ziel sei es, "den LTV schnell und signifikant unter 50 Prozent zu drücken". Die Adler Group werde "durch eine signifikante Entschuldung mit dem verbliebenen Portfolio gut aufgestellt sein", kündigte er an.