- von Alexander Hübner

München (Reuters) - Im Ringen um die Zukunft des Immobilieninvestors Adler bringt sich Deutschlands größter Wohnungsvermieter Vonovia ins Spiel.

Vonovia hat sich eine Kaufoption für 13,3 Prozent der Anteile an der Adler Group gesichert, der rund 70.000 Wohnungen in Berlin und Norddeutschland gehören. "Wir können nun in den nächsten eineinhalb Jahren das Immobilien-Portfolio sorgfältig prüfen und ohne Zeitdruck entscheiden, ob sich ein Engagement lohnt", sagte eine Vonovia-Sprecherin am Freitag in Bochum. Adler-Group-Großaktionär Aggregate Holdings bestätigte, dass Vonovia das Recht habe, ihm in den nächsten 18 Monaten die Hälfte seiner Beteiligung abzukaufen. Im Gegenzug bekommt der Investor von Vonovia einen dreistelligen Millionenkredit "zu üblichen Konditionen".

Das elektrisierte die Börse: Die zuletzt gebeutelten Adler-Aktien schossen im Kleinwerteindex SDax um bis zu 12,6 Prozent auf 13 Euro nach oben. Vonovia könnte seine Option zu einem Preis von 14 Euro ausüben - insgesamt 220 Millionen Euro. Adler-Co-Chef Maximilian Rienecker hatte am Montag erklärt, man könne sich vorstellen, einen Großteil der Wohnungen zu verkaufen, um den milliardenschweren Schuldenberg zu senken. Investoren hätten bereits Interesse angemeldet. Ob Vonovia darunter war oder erst jetzt die Gelegenheit genutzt hat, einen Fuß in die Tür zu bekommen, blieb zunächst unklar.

"KEIN INTERESSE AN UNSTABILER ADLER"

Vonovia macht sich den Druck zunutze, unter dem Adler und deren Großaktionär stehen. Man habe "ein Angebot im Markt genutzt", erklärte die Sprecherin. Dem Dax-Konzern, der sich gerade erst den größten Rivalen Deutsche Wohnen einverleibt hat, gehe es auch darum, den Immobilienmarkt zu stützen: "Niemand hat ein Interesse an einer unstabilen Adler."

Die Adler-Group-Aktie war am Mittwoch auf Talfahrt gegangen, nachdem sich der britische Investor Fraser Perring mit einer kritischen Studie auf das Unternehmen eingeschossen hatte. Er wirft Adler unter anderem vor, die Bilanz künstlich aufzublähen. Fraser Perring wettet als Leerverkäufer auf fallende Kurse. Seit dem Jahresbeginn hat das Papier bis zu zwei Drittel seines Wertes verloren. An der Börse ist die Adler Group noch knapp 1,4 Milliarden Euro wert, bei einem Immobilienbestand von 12,6 Milliarden.

Das Immobilienunternehmen wies Perrings Vorwürfe am Freitag erneut als "irreführend und nicht korrekt" zurück. Das gesamte Portfolio sei von unabhängigen Immobilienexperten wie CBRE und NAI Apollo bewertet worden, ebenso wie Übernahmen und Verkäufe. "Dessen ungeachtet haben das Senior Management und der Verwaltungsrat von Adler beschlossen, externe unabhängige Berater und Wirtschaftsprüfer zu beauftragen, um eine umfassende Überprüfung der Vorwürfe, insbesondere der Dritttransaktionen, durchzuführen", kündigte das Unternehmen an.

Aggregate erklärte, man habe dank des Kredits von Vonovia ein Bankdarlehen (Margin Loan) abgelöst, das mit den Adler-Aktien besichert war. "Mit dieser Vereinbarung hat Aggregate den Rückhalt der größten Wohnungsgesellschaft in Europa, um die Entwicklung von Adler fortzusetzen", sagte Aggregate-Finanzchef Benjamin Lee. Sie sei ein Zeichen für die Stärke von Adler. Hinter Aggregate steht der österreichische Investor Günther Walcher.