Von Jon Sindreu

NEW YORK (Dow Jones)--Im Geschäft mit dem Flugzeug-Leasing an Airlines hat Größe schon immer eine wichtige Rolle gespielt. Die Fusion der beiden größten Akteure ist eine Spekulation darauf, dass dieser Geschäftszweig künftig noch wichtiger wird.

Die Investoren jubeln schon über die Entscheidung von Aercap, die Jet-Leasing-Sparte von GE zu kaufen. Die Aktien des irischen Leasing-Konzerns schossen als Reaktion entsprechend um 7 Prozent nach oben. Dagegen ging es für GE-Aktien um etwa 4 Prozent auf Talfahrt. Wenn die kartellrechtlichen Hürden überwunden werden, besitzt das kombinierte Unternehmen etwa 2.000 Flugzeuge, viermal mehr als der nächstgrößte Wettbewerber.

Die Reaktion des Aktienkurses hat zum Teil mit der Berechnung der Transaktion zu tun. Aercap stimmte zu, 25 Milliarden US-Dollar in bar und 6,7 Milliarden Dollar in Aktien auf den Tisch zu legen, so dass GE einen Anteil von 46 Prozent an dem fusionierten Unternehmen hält. Der Preis bedeutet derweil einen Abschlag von 33 Prozent auf den wirtschaftlichen Nettobuchwert des übernommenen Unternehmens, mehr als der 27-prozentige Abschlag auf den Buchwert, mit dem die Börse Aercap-Aktien vor Bekanntgabe der Nachricht handelte.

GE verliert die Kontrolle über einen strategischen Vermögenswert, erhält aber angesichts der aktuellen pandemiebedingten Unsicherheiten rund um die Flugzeugwerte nicht unbedingt einen schlechten Preis. Aercap-Chef Aengus Kelly übernimmt dagegen einige Vermögenswerte, die er wahrscheinlich nicht haben will, wie zum Beispiel ein großes Portfolio von Regionalflugzeugen und einige ältere Maschinen. Er hat 2013 ein ähnliches Vielfaches für die in Kalifornien ansässige International Lease Finance bezahlt, wie Davy Research-Analyst Ross Harvey anmerkt.

Längerfristig wird der Erfolg der Transaktion davon abhängen, ob Kelly etwas von dem Glanz einer Silicon-Valley-Plattform in sein vor Vermögenswerten nur so strotzendes Flugzeugleasinggeschäft einbringen kann. Analysten betonen in der Regel, dass ein großer Leasinggeber größere Preiszugeständnisse von Boeing und Airbus erlangen kann und Zugang zu günstigeren Finanzierungen hat als ein kleiner. Allerdings ist Aercap bereits heute so groß, dass sie sich kaum zusätzliche Preismacht sichern dürfte, und die Fusion sollte auch nicht die Kreditwürdigkeit des Unternehmens verbessern.

Das Hauptargument von Kelly ist stattdessen die Schaffung eines größeren Marktplatzes. Dort können Fluggesellschaften, die ihre Jets an die Eigentümer zurückgeben, leichter an Fluggesellschaften vermittelt werden, die diese benötigen. So lässt sich die Zeit verkürzen, in der die Flugzeuge ungenutzt bleiben. Solche Gewinne bringen lukrative "Netzwerkeffekte", die man eher mit dem Tech-Sektor in Verbindung bringt.

Der Boom der Billigflieger hat dazu geführt, dass die Flotten meist nur noch aus einem einzigen Typ von Schmalrumpfflugzeugen bestehen. Sogar die alten Fluggesellschaften haben sich von großen, teuren Maschinen verabschiedet, selbst für Langstreckenflüge. Die Nach-Covid-Ära könnte diesen Trend noch verstärken, da zu erwarten ist, dass die Billigflieger Marktanteile gewinnen und Schmalrumpfflugzeuge in der Lage sein werden, viel längere Strecken zu fliegen.

Das Ergebnis ist eine Commoditisierung von Flugzeugen, wobei immer mehr Transaktionen das relativ geringwertige Leasing von Jets der Airbus A320- oder Boeing 737-Familie beinhalten. Dies ist ein Markt, in dem Beziehungen und Fachwissen über die einzelnen Fluggesellschaften und Flugzeugklassen weniger wichtig sind. Stattdessen werden große Plattformen bevorzugt, die auf Geschäfte mit höheren Volumina und niedrigeren Margen sowie auf Kosteneinsparungen ausgerichtet sind. Im Falle des Aercap-Deals sollten diese geschätzten Netzwerkeffekte es einfacher machen, doppeltes Verkaufspersonal und einige der 30 Büros zu schließen, über die das kombinierte Unternehmen dann verfügt.

Während kleine Leasinggeber vielleicht noch in der Lage sind, Marktnischen zu besetzen, scheinen mittelgroße Anbieter dazu verdammt zu sein, miteinander zu fusionieren, wenn sie mit dem Giganten Aercap konkurrieren wollen. Die Teile der Wall Street, die nach Deals Ausschau halten, können sich freuen: Aller Wahrscheinlichkeit nach ist der Wettlauf um entscheidende Größenvorteile unter den Flugzeug-Leasinggesellschaften noch lange nicht vorbei.

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

DJG/DJN/axw/jhe

(END) Dow Jones Newswires

March 18, 2021 11:21 ET (15:21 GMT)