Der seit Mitte Juli amtierende Alexandre Bompard musste überraschend schwache Halbjahreszahlen verkünden und die Aktionäre auf vorerst weiterhin harte Zeiten vorbereiten. Die Carrefour-Aktien verbuchten am Donnerstag den größten Kurssturz seit mindestens 32 Jahren.

In den ersten sechs Monaten brach der operative Gewinn des weltweit zweitgrößten Einzelhändlers nach Wal-Mart um gut zwölf Prozent auf 621 Millionen Euro ein. Im Gesamtjahr stellt sich Bompard auf eine ähnliche Entwicklung ein und kürzte zudem die Umsatzprognose. Der 44-Jährige steht nun erst recht unter Druck, die in Frankreich als "Hypermarches" bekannten Großmärkte der Kette mit dem rot-blauen Logo wieder in die Spur bringen. Daran haben sich allerdings schon mehrere seiner Vorgänger die Zähne ausgebissen.

Vor allem der nicht börsennotierte Konkurrent Leclerc setzt Carrefour in der gemeinsamen Heimat mit Rabattschlachten zu. Carrefour rechnet dieses Jahr nur noch mit einem Umsatzplus von zwei bis vier Prozent auf Basis konstanter Wechselkurse. Bisher waren für 2017 drei bis fünf Prozent eingeplant gewesen.

Der neue Carrefour-Chef räumte ein, dass er sich eine "außerordentlich schwierige" Aufgabe vorgenommen habe. In der ersten Jahreshälfte lasteten zusätzlich wachsende Verluste in Argentinien auf dem Geschäft. Auch die Integration jüngst zugekaufter Ketten in Spanien und Rumänien hinterließ Spuren in der Bilanz. Die Gewinne im zweitgrößten Carrefour-Markt Brasilien sprudelten dagegen wieder kräftiger.

Das Unternehmen habe "großes Potenzial", betonte Bompard. Er werde Carrefour rentabler machen und die Expansion im Online-Bereich beschleunigen. Mit dem Fokus auf das Internetgeschäft reagiert der Manager auf das Engagement von Amazon im Lebensmittelgeschäft, unter anderem mit der 13,7 Milliarden Dollar teuren Übernahme der US-Biokette Whole Foods Market. Der neue Carrefour-Chef will auch die Struktur seines Konzerns vereinfachen und dafür bis Jahresende Detailpläne vorstellen.

Auf die Geduld der Anleger konnte er zumindest am Donnerstag nicht hoffen: Die Aktien rauschten um mehr als 15 Prozent in die Tiefe. Carrefour riss auch Papiere der Konkurrenz mit nach unten: So büßte der französische Rivale Casino über fünf Prozent ein. Tesco, Metro und Ahold Delhaize gaben zwischen 1,5 und 1,8 Prozent nach.

Unternehmen in diesem Artikel : Carrefour, Casino Guichard-Perrachon, Tesco, Ahold Delhaize, Metro AG